Praktikum Soziale Arbeit Südafrika

Erfahrungsbericht von Pia, 21, Sozialarbeit Studentin an der FH Münster: Praktikum Soziale Arbeit in Kapstadt,  Südafrika.

Pia hat sich von August 2021 bis Februar 2022 als Praktikantin im Projekt Bildung und Soziale Arbeit bei Kapstadt engagiert. Hier teilt sie ihre Erfahrungen:

Mein Praktikum

Im Rahmen meines Studiums der Sozialen Arbeit, war mir immer bewusst, dass ich mein Praxissemester im Ausland absolvieren möchte.  Schnell war ich mir sicher, dass ich dieses in Südafrika absolvieren möchte. Im Vorhinein lag das Gewicht meiner Entscheidung darauf, dass ich eine neue und gegensätzliche Kultur kennenlernen wollte, die Natur schon immer beeindruckend fand und ehrlicherweise auch den Aspekt ganz angenehm fand, dass ich dort den Sommer genießen konnte. Meine Ziele gingen hauptsächlich in Richtung Studium, indem ich meinen Blickwinkel erweitern, meine professionelle Haltung festigen und an neuen Herausforderungen wachsen wollte. Ich hatte mich auf viele Erlebnisse auf der Arbeit sowie in der Freizeit gefreut, die mich Südafrika von allen Seiten kennenlernen lassen.

Meine Aufgaben

Mein Aufgabenbereich lag bei der Unterstützung der Sozialarbeiterin und den Erzieher*innen im Kinderheim, zwischenzeitiges Aushelfen und Hilfeleisten in den Schulstunden verschiedener Schulklassen und das Begleiten und Assistieren der Schulsozialarbeiterin. Das Arbeiten im Kinderheim baute sich größtenteils daraus auf, die Kinder bei den Hausaufgaben zu unterstützen und sie im Nachmittagsbereich spielerisch zu beschäftigen. Hierbei hatte ich viele Freiheiten, wodurch ich sehr gut verschiedene pädagogische Aktivitäten ausprobieren und beobachten konnte. Es war schön mit den Kindern eine Bindung aufbauen zu können, gerade deshalb, weil ich auch in der Schule mit ihnen zusammenarbeite und ich sie so in mancher Konfliktsituation besser beruhigen und schneller eine Lösung finden konnte. Konfliktsituation zu lösen und Ruhe in der Klasse zu halten oder auch zu bringen, war einer der Hauptaufgaben bei der Arbeit in den Schulklassen. Was sich erst einmal simpel anhört, war zwischenzeitig doch herausfordernder als gedacht. Durch die überfüllte Klassenmenge gelang es der Lehrerin teilweise nur schwer, sich auf die einzelnen Schüler*innen zu konzentrieren und sie individuell zu fördern. Es brauchte seine Zeit, aber nach ein paar Wochen bin ich mit der Klasse warm geworden und hatte das Gefühl der Lehrerin sowie den Schüler*innen eine wirkliche Hilfe sein zu können.

Die Aufgaben der Schulsozialarbeiterin wiederum beziehen sich auf die Sponsorenkinder, dessen Familien durch Sponsoren finanziell unterstützt werden. Ihre Meetings teilen sich in Hausbesuchen mit den Eltern und Gesprächen innerhalb der Schule mit den Kindern auf. Bei den Hausbesuchen geht es meistens um die finanzielle Lage der Familie, das Sicherstellen der Grundbedürfnisse der Kinder, das Hinterfragen und Nachtragen von notwendiger Information und das Aufbauen einer guten Beziehung zu den Klient*innen. Bei den Terminen in der Schule mit den Kindern geht es eher um das persönliche Befinden der Schüler*innen.

In Einzelterminen haben die Schüler*innen die Möglichkeit ihre Gedanken auszusprechen, egal ob es sich hierbei um ihre Schulische Leistung, emotionale Probleme, das Klassenklima oder anderweitige Probleme handelt. Bei der Arbeit mit der Schulsozialarbeiterin konnte ich größtenteils nur zuhören und lernen, was meine Arbeitszeit aber keinerseits weniger interessant gemacht hat. Gerade bei den Hausbesuchen konnte ich mit am meisten lernen und für mich mitnehmen. Ich bekam die Möglichkeit die Herzlichkeit, Dankbarkeit, Offenheit und Hilfsbereitschaft der Südafrikaner*innen kennenzulernen.

Auch, wenn ich nicht so viel mit der Sozialarbeiterin zusammen arbeiten konnte wie erhofft, hat mir das Praktikum sehr gut gefallen. Ich hatte die Möglichkeit in viele verschiedene Bereiche reinzuschauen und an meinen Aufgaben zu wachsen. Ich hatte viele Freiheiten, was mein Arbeitseinteilung anging, wodurch ich so Arbeiten konnte, wie es mir am besten gefiel. Ob ich meine Ziele alle erreicht habe, kann ich nicht genau sagen, da ich im Vorhinein dachte, dass ich die 6 Monate nur mit der Sozialarbeiterin verbringen werde, hatte ich mir Ziele gesetzt, die mit der tatsächlichen Umsetzung gar nicht erreicht werden konnten.

Wie waren das Arbeitsklima und die Betreuung durch den Arbeitgeber?

Das Arbeitsklima war immer super angenehm und freundlich. Gerade mit Edgar als Leiter des Projekts, konnte man sich nur wohlfühlen. Auch, wenn es manchmal ein paar Kommunikationsprobleme gab, bin ich am Ende des Tages immer zufrieden, glücklich und ein wenig erschöpft nach Hause gegangen.

Highlights und Schwierigkeiten

Durch die Hausbesuche mit der Sozialarbeiterin wurde mir eine Gelegenheit geboten die Menschen, ihre Kultur und ihr tägliches Leben in einer Weise kennenzulernen, die ich sonst Mitsicherheit niemals bekommen hätte. Somit würde ich diesen Teil meines Praktikums ganz klar als Highlight in Erinnerung behalten. Aber es waren auch oft die kleinen Momente (zum Beispiel in den Pausen), wo mir das Spielen und rumalbern mit den Kindern einfach unfassbar viel Freude gebracht hat. Einer der schwierigeren Momente waren die Zeiten in der Klasse. Gerade am Anfang, wo ich die Kinder noch nicht so gut kannte, viel es mir teilweise sehr schwer mich gegen eine so große Klasse durchzusetzen.

Insgesamt gefallen in Südafrika hat mir die Leichtigkeit und Offenheit, mit der einem das ganze Land entgegenkommt. Fremde sind hier einfach Freunde, die man noch nicht kennt. Ich fand es wirklich schön zu sehen, wie schnell Menschen ins Gespräch kommen, sich weiterhelfen und Freunde werden.

Meine wichtigsten Lernerfahrungen

Ich habe auf jeden Fall ein besseres Verständnis von der aktuellen Lage in Südafrika. Natürlich habe ich mich bei diesem komplexen Thema immer noch – oder gerade jetzt – viele Fragen, aber es ist mir vieles schlüssiger als vorher. Mich hat es überrascht, wie sehr die europäischen Medien Südafrika als Land, aber auch Afrika als ganzen Kontinent klein gehalten haben. Es gibt hier nicht nur die eine armutsgeprägte Seite, die man aus den Berichten kennt. Südafrika ist so fassettenreich, dass ich mir gewünscht hätte, schon vorher auf dieses wunderschöne Land aufmerksam geworden zu sein. Auch das Thema Rassismus habe ich hier anders wahrgenommen, als erwartet. Durch die kulturell vielseitige  Nation besteht der Rassismus in anderen Teilen und Kleinigkeiten, als mir vorher aus Deutschland bewusst war. Auch ein weiterer Punkt, den ich erst lernen musste, ist, dass das soziale Umfeld in den Townships nicht gleich ein Problem ist. Als ich die ersten Male durch die Townships lief, hatte ich das Gefühl, dass jede Familie Hilfe braucht und jedes Kind sich in Not befindet. Doch das ist es nicht. Außerhalb der Notwendigkeit, dass die Grundbedürfnisse gesichert sein müssen, mögen und schätzen die Menschen ihr Leben im Township. Ich musste mir bewusstwerden, dass nur, weil das Leben und die Häuser nicht so sind wie ich sie kenne, sie nicht grundsätzlich weniger wert oder schlechter sind.

Und dann der Umgang mit Menschen: Auch, wenn ich es mir wahrscheinlich selbst nicht ganz eingestehen möchte, handel ich doch oft noch sehr vorurteilsbasiert. Ich habe in den letzten sechs Monaten so viele liebenswerte, freundliche und dankbar Menschen kennengelernt, was ich so nicht erwartet hatte. Menschen mit Respekt zu begegnen und sie nicht versuchen in Schubladen zu stecken, da es immer so viel gibt was man nicht weiß, sind die Sachen, die ich besonders mit nach Hause nehme.

Zusätzlich sind es auf jeden Fall auch die Eindrücke aus der Natur, die mich jedes Mal aufs Neue wieder beeindruckt haben.

Meine Wohnsituation und der Transport

Ich habe in dem Vorort Strand in einer Wohnung mit bis zu 10 anderen Freiwilligen gewohnt. Die Wohnung ist wirklich groß, schön eingerichtet und hat zwei große Balkone mit dem direkten Blick auf das Meer. Bis zur Innenstadt haben wir 40 Minuten gebraucht, was aber auch kein Problem war, da wir ein Auto hatten. Es hat mir richtig gut gefallen mit anderen deutschen Freiwilligen zusammen zu wohnen, da man so direkt Freunde in der gleichen Situation gefunden hat.

Wir hatten das Glück, dass Patricia (Host Mum/Vermieterin) uns täglich zur Arbeit hingebracht und wieder abgeholt hat. Zusätzlich hatten wir aber über die meiste Zeit hinweg ein Auto gemietet, was ich wirklich jedem empfehlen kann. Natürlich muss man sich am Anfang daran gewöhnen, aber das geht wirklich schneller als man denkt und ist nach einer kurzen Eingewöhnungsphase dann wie ganz normales Autofahren. Denn auch, wenn Uber im Vergleich zu den deutschen Taxen günstig sind, kann es auf Dauer doch ziemlich teuer werden.

Der Sicherheitsaspekt

Ich habe mich die meiste Zeit komplett sicher gefühlt. … Man muss sich halt einfach an ein paar Regeln halten und nicht blind durch die Welt laufen. Man sollte sich bewusst sein, dass es teilweise nicht wie in Deutschland ist und man halt einfach ein bisschen vorsichtiger bei ein paar Sachen sein muss. Natürlich kann immer was passieren und manchmal ist man einfach zur falschen Zeit am falschen Ort, aber das kann überall in der Welt der Fall sein.

Wie hast du die Covid—19 Situation in Südafrika erlebt?

Ich habe mir vor meiner Anreise natürlich auch meine Gedanken gemacht, welche aber mehr als unbegründet waren. Außer der Zwischenzeitigen Ausgangssperre und das Maske tragen in öffentlichen Räumen habe ich so gut wie nichts von Corona mitbekommen. Als ich mitbekommen habe, was zu der Zeit in Deutschland los war, war ich einfach super froh und dankbar währenddessen in Südafrika zu sein.

Deine Betreuung vor Ort

Mit Patricia als Host Mum hätte uns wirklich nichts Besseres passieren können! Sie ist so eine herzliche und liebenswerte Person, die mehr für uns getan hat, als ich ansatzweise erwartet hatte. Sie hat uns bei jeglichen Fragen weitergeholfen, Freizeitaktivitäten für uns vorgeschlagen und gebucht, uns sogar zu sich nach Hause zum Braai eingeladen und uns über alles informiert was wir wissen mussten oder wollten. Durch Patrica hatte man nochmal mehr das Gefühl angekommen zu sein und sogar vielleicht auch ein zweites Zuhause gefunden zu haben.

Deine Reise

Ich hatte glücklicherweise die Möglichkeit eine kleine Tour und eine große Reise zu machen.  Die kleine Tour ging für drei Tage zur Garden Route. Wir waren eine Gruppe von 10 Jugendlichen und haben Sachen wie Safari, Bungee Jumping und Kajaken unternommen, was wirklich super Spaß gemacht hat!

Die große Reise dauerte 20 Tagen, mit einem Overland Bus von Kapstadt bis zu den Victoriafällen. Das waren wirklich mit die besten drei Wochen, die ich je in meinem Leben hatte. Wir waren eine Gruppe von 14 Leuten und haben jeden Tag neue Sachen gesehen und erlebt. Die Möglichkeit, so günstig und sicher in der kurzen Zeit drei Länder zu bereisen, bekommt man so mit Sicherheit nicht oft. Es gibt die Möglichkeit in Zelten zu schlafen oder Accomodated zu buchen, was beides sehr empfehlenswert ist. Wir haben uns fürs Zelten entscheiden, da es günstiger war und einfach auch mega das coole Gefühl war mitten in der Wüste oder dem Nationalpark in einem Zelt zu übernachten. Zum allein reisen kann nicht so viel sagen, würde aber wirklich jedem empfehlen das Land auch außerhalb der Arbeit und Kapstadts kennenzulernen.

Auslandspraktikum Südafrika Soziale Arbeit

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