04 Dez Erfahrungsbericht: Sabbatical im Natur- und Artenschutz
Erfahrungsbericht von Brigitte, 62, aus Menden: Sabbatical Natur- und Artenschutz an Südafrikas Garden Route
Brigitte ist selbständige Physiotherapeutin. Nach einem Urlaub in Südafrika verspürte sie den Wunsch, sich im Rahmen eines Sabbaticals für Südafrikas faszinierende Tier- und Pflanzenwelt zu engagieren. Für 4 Wochen engagierte sie sich im Oktober 2024 im Rewilding Projekt an Südafrikas berühmter Garden Route. Hier erzählt sie von ihren Erfahrungen:
Meine Motivation
Aufgrund einer Wohnmobilreise mit meiner Tochter durch Südafrika und die dabei gesammelten Erfahrungen mit dem wunderschönen Land, der Tier- und Pflanzenwelt, den freundlichen, unglaublich hilfsbereiten Menschen kam bei mir die Sehnsucht auf, unbedingt Südafrika nochmals besuchen zu wollen und etwas Sinnvolles dort zu machen.
Im Internet habe ich dann live&learn gefunden und mich mit der Organisation in Verbindung gesetzt. Ohne live&learn wäre mein Wunsch sehr wahrscheinlich irgendwann verpufft. Durch die Organisation, die Vermittlung, die gute Betreuung mit allem was dazu gehörte ist aus meinem Wunsch Wirklichkeit geworden. Die Beratung war erstklassig und ich bin glücklich Antje kennengelernt zu haben, die mich bei allen Angelegenheiten vor und während der Reise beraten und unterstützt hat.
Meine Aufgaben
Da ich mich sehr gern in der Natur aufhalte wurde daraus schnell ein 4-wöchiger Aufenthalt im Rewilding Projekt. Auf der Farm wurde ich von dem sehr kompetenten stets geduldigen Mitarbeiter Matthew Kingma mit jahrelanger Erfahrung im Wildlife Bereich betreut, der mir viele Informationen verständlich vermittelt hat und mir mit Rat und Tat immer zur Seite stand, auch wenn es um private Angelegenheiten wie z.B. Wochenendaktionen und Unterkünfte, ging. Auf der Farm und im Wildreservat habe ich nach theoretischen, sehr informativen, gut verständlichen Einweisungen in den folgenden Bereichen mithelfen dürfen: Streichen und Bepflanzen zweier Bomas, Insektenfallen über und in der Erde aufstellen und Insekten bestimmen, Bienenstock fertigen und aufstellen, Pflanzenbestimmung, Vögel Beobachtung, Camera Trapping und Auswertung um den Weg der Hippos bzw. die nächtlichen Aktivitäten auf den Wegen beobachten zu können, im Reservat Zäune kontrollieren und reparieren, Entfernung von nicht einheimischen Pflanzen, Erosionsschutz, ausgespülte Wege mit Steinen wieder auffüllen und begradigen, Wildtierzählungen, Fütterung der Rynos, Giraffen, Impalas, Springboks pp., nächtliche Inspektionsfahrt, Bekämpfung von Wilderei, und vieles mehr.
Meine Highlights
Es ist schon ein außergewöhnliches Erlebnis im Reservat mit der Nähe zu Wildtieren arbeiten zu dürfen, auch wenn man immer vorsichtig und sehr respektvoll sein muss. Fantastisch ist die Weite des Landes wenn dann auch noch so viele Tierarten gemeinsam auf einer Fläche zu sehen sind wie z.B. Rhynos, Zebras, Impalas, Bushboks, Bonteboks, Golden und Blue Wildebeast pp. und alle grasen friedlich miteinander. Das gab mir ein Glücksgefühl. Auch die Büffelherde – vor der ich echt Respekt hatte -, war richtig toll anzusehen zu Lande und im Wasser. Der theoretische Unterricht war sehr informativ und spannend, ich habe viel gelernt über die Zusammenhänge der unterschiedlichsten Bereiche (Insekten, Vögel, große und kleine Wildtiere, Flora und Fauna, Erosion, Mensch und Tier, Jäger und Gejagde, usw.) Da ich lediglich Schulenglisch spreche, hatte ich vorher die größten Bedenken ob ich in Südafrika klar komme. Die Erklärungen waren so angepasst, dass ich alles gut verstanden habe. An 2 Tagen hatten wir Regenwetter, in der Zeit haben wir uns auch schon mal den ein oder anderen tollen Film des britischen Tierfilmers und Naturforschers David Attenborough angesehen. Obwohl er sehr bekannt ist, kannte ich die Filme nicht und sie sind unbedingt empfehlenswert.
Meine Unterkunft und das Leben auf der Farm
Gewohnt habe ich in einem gemütlichen alten Farmhaus von 1898 mit Schlafzimmer für mehrere Personen, mehrere Duschen innen sowie Außenbereich, Wohnraum, Küche und Studierzimmer. Ich wurde 3 mal am Tag mit einem leckeren stets frisch zubereiteten Frühstück, Lunch und Dinner verwöhnt, stets aus frischen Zutaten mit viel Gemüse und Salat, auch Fleisch hat nie gefehlt. Obst war zu jeder Zeit vorhanden und ich konnte mich daran bedienen. Kaffee, Tee, Wasser, Limonade gab es auch jederzeit. Die Wäsche wurde 1 x wöchentlich gewaschen.
Der gemütliche Hofbereich mit kleiner Bar, Grill, Billiardtisch, Dartscheibe, vielen Sitzmöglichkeiten und einer Feuerstelle in der Mitte wurde von mir ausgiebig zum Essen, lesen, relaxen genutzt. Hier konnten wir abends in gemütlicher Runde (Zweisamkeit) an der warmen Feuerstelle sitzen und den Abend ausklingen lassen. Leider war ich, da das Projekt gerade erst gestartet ist, allein hier. Aber Matthew hat sich abends ab und zu mit mir ans Feuer gesetzt. Brighton, ein anderer Hausangestellter hat abends schon mal mit mir Billiard gespielt, was echt Spaß macht. Meine Zielsicherheit an der Dartscheibe habe ich allein beübt. Ich kann mir aber lebhaft vorstellen, wie urgemütlich und gesellig es mit mehreren Volunteeren wäre. Jedoch war ich nie allein, denn die 3 Hunde Zoos, Zola und Dammy, die Katzen und vor allem mein allerbester Freund Frekky, das Erdmännchen, waren jederzeit für Streicheleinheiten zu haben. Frekky hat gut auf mich aufgepasst, er hat mich wohl als Familienmitglied angesehen. Ich hätte ihn am liebsten mit nach Hause genommen. Ansonsten waren meine Abende mit Lesen und Schreiben ausgefüllt. Da ich Frühaufsteherin bin und es das Frühstück ab 7.30 h gab bin ich am Morgen immer eine 4 KM Runde gelaufen und habe die Ruhe, die Vögel, die Cattles und die tollen Aussichten sehr genossen.
Meine Freizeit
An den Wochenenden habe ich mir von freitags bis sonntags in den umliegenden Städten eine günstige Unterkunft gesucht. Aktivitäten, die dort angeboten wurden konnte ich über das Internet auch schnell finden (um einige zu nennen: Reiten durch ein Reservat, Besichtigung Höhle Point of human origin, Safaritour, Monkeyland, Birds of Eden, Robberg Natur Reserve, wunderbare Wanderwege im Küstenbereich des Indischen Ozeans, Zipline über dem Ozean, Power Van Fahrt in die Berge, Quadtour durch 4 unterschiedliche Vegetationsbereiche, Flug mit einem Helicopter über das Reservat, Museumsbesuch pp.) Alle Unternehmungen waren total spannend, interessant und teilweise sehr günstig. An einem Wochenende habe ich eine längere Tour mit einem Leihwagen unternommen. Das war auch richtig interessant. Ich bin schon ein bischen stolz auf mich dass ich das alles allein geschafft habe. Es gab nie Probleme, es war einfach nur ein tolles Abenteuer. Ich finde, wenn man etwas in seinem Leben noch nicht gemacht hat, sollte man es versuchen.
Was nehme ich mit aus meiner Zeit in Südafrika
In Deutschland habe ich mich natürlich sehr auf das Wiedersehen mit meiner Familie und meinen Freunden gefreut. Ansonsten musste ich erst wieder in der hektischen, überfüllten Welt ankommen, wo viele Menschen eher mit sich selbst als mit anderen beschäftigt sind. Es wurde mir auch nochmals bewusst in welchem Überfluss und Luxus viele Menschen in Deutschland leben und trotzdem kommen mir die Menschen in Südfafrika viel glücklicher und kontaktfreudiger vor, auch wenn sie deutlichst einfacher leben. Auch ist mir aufgefallen, wie viele Kinder auf den Spiel- und Sportplätzen in Südafrikas Gemeinden gemeinsam spielen und toben. In Deutschland war das früher mal so, heute sehe ich kaum noch Kinder draußen. Die Lebenseinstellung vieler Afrikaner finde ich bewundernswert: Ich lebe heute, heute geht es mir gut, ich habe ein Dach über dem Kopf und genug zu essen und zu trinken. Was morgen ist, ist ja jetzt noch ungewiss.
Es war sicherlich nicht meine letzte Reise nach Südafrika, ich habe Sehnsucht.
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