loewenschutz suedafrika

Südafrikas Regierung unternimmt weitere Schritte in Richtung Löwenschutz

Kleine Löwenbabys mit der Flasche füttern und mit ihnen spazieren gehen, klingt niedlich und zudem nach einer Möglichkeit Gutes zu tun? Das ist es aber nicht. Es ist vielmehr der Beginn eines Lebens geprägt von Missbrauch und Ausbeutung durch den Menschen. Barbara Creecy, Südafrikas Ministerin für Forstwirtschaft, Fischerei und Umwelt, schiebt mit ihrem Beschluss zur zukünftig kritischeren Ausstellung von Genehmigungen zur Löwenzucht einen Riegel vor solche Praktiken und damit vor die weitere Ausbeutung der Wildkatze. Bereits ausgestellte Genehmigungen werden erneut überprüft.

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Etwa 3000 Löwen leben in Südafrikas Nationalparks und privaten Wildreservaten.

Jährlich kommen Millionen von Touristen nach Südafrika um auf einer Safari die Big 5, bestehend aus Nashörnern, Elefanten, Büffeln, Leoparden und Löwen in ihrem natürlichen Lebensraum zu bestaunen. Tatsächlich bietet Südafrika mit seinen über 20 Nationalparks sowie über 400 privaten Wildreservaten hierfür wunderbare Möglichkeiten. Innerhalb der Nationalparks leben die Löwen in ihren Rudeln in relativer Freiheit. Einzige Intervention vom Menschen ist hier die Regulierung der Populationsgrößen. In privaten Wildreservaten werden die Löwen oftmals zugefüttert, da die Wildreservate nicht groß genug sind, damit sich ein ganzes Rudel selbständig ernähren kann.

Fast 3-mal so viele Löwen leben in Gefangenschaft, d.h. auf Zuchtfarmen sowie anderen Farmen und Einrichtungen, die entweder Touristen Interaktionen mit Löwen (Kuscheln und Spaziergänge) anbieten oder aber Jäger aus aller Welt zur Trophäenjagd einladen. Die Zahl der in Gefangenschaft lebenden Löwen hat seit 1990 stetig zugenommen – Ende der 1990er Jahre gab es nur 50 Zuchtfarmen, heute liegt die Zahl bei über 300. Entsprechend stark stieg auch der Bestand von Löwen in Gefangenschaft (ca. 2500 in 2005 und ca. 9.000 in 2019). Südafrikanische und internationale Tierschutzorganisationen schätzen die Zahlen der in Gefangenschaft lebenden Löwen sowie Zuchtfarmen noch sehr viel höher ein – sie gehen von über 450 Zuchtfarmen und von 10.000 bis 12.000 Löwen in Gefangenschaft aus.

75%

ca. 75% der Löwen Südafrikas leben in Gefangenschaft und ca. 25% der Löwen Südafrikas leben in Nationalparks und Wildreservaten

Ein Teil der Zuchtfarmen in Südafrika hält die gezüchteten Löwen in weitestgehend wildlebenden Verhältnissen, bevor sie später in den Nationalparks und Wildreservaten ausgewildert werden. Diese Zuchtfarmen sollen auch, unter dem neuen Beschluss, nach erneuter erfolgreicher Überprüfung weiterhin genehmigt werden, da sie einen entscheidenden Beitrag zum Erhalt der Tierart beitragen und keine Gefährdung des Tierwohls absehbar ist.

Kritisch überprüft werden sollen laut Creecy’s Beschluss Löwenzuchtfarmen, die ausschließlich dem Profit ihrer Betreiber dienen, Löwen in nicht artgerechten Bedingungen halten und den König der Tiere als Nutztier ausbeuten.

VOM WILDTIER ZUM LUKRATIVEN NUTZTIER

Bereits als Babys werden die Löwen an den Menschen gewöhnt und gleichzeitig mit ihnen Geld verdient. Bei den Touristen werden süße Kuschelmomente, Spaziergänge und Schnappschüsse mit den Jungtieren angepriesen. Touristen sehen dies als eine unvergessliche Urlaubserinnerung und unterstützen, mit den Gebühren, die sie entrichten müssen, die weitere Ausbeutung der Tiere. Herangewachsene Löwen, die nicht mehr klein und niedlich sind, werden teuer an die Jagdindustrie verkauft und für die Trophäenjagd frei gegeben.

Die an den Menschen gewohnten Tiere können auch von äußerst unbegabten Jägern leicht erlegt werden, zumal sie oftmals in kleinen Jagdgebieten keine Chancen haben, dem Jäger zu entkommen (Gatterjagd). Und das kostet: Etwa 50.000 Euro muss der Jäger für seine Trophäe hinblättern und macht damit die Löwenjagd zum äußerst lukrativen Geschäft. Hinzu kommt, dass die Löwen zuvor in miserablen Umständen gehalten wurden: sie erhalten verdorbenes Futter und nur mangelhafte medizinische Versorgung und werden in der Regel in viel zu kleinen Gehegen gehalten.

Die majestätischen und für viele Menschen Stärke symbolisierenden Tiere werden bewußt geschwächt, um sowohl die Kosten niedrig zu halten und den Jägern die Jagd zu erleichtern.

Oftmals werden noch nicht einmal die gesetzlich festgelegte Mindestgröße von Löwengehegen eingehalten (250qm/Löwe).  In der freien Natur umfasst das Streifgebiet eines Löwenrudels mindestens 260 Quadratkilometer. Dies entspricht in etwa der Hälfte der Fläche der Ostseeinsel Usedom.

Das Geschäft mit dem Löwen hört mit seinem Tod nicht auf – Löwenknochen werden nach China und Südostasien exportiert und verkauft. Dort sind sie hoch begehrt – sie werden als Ersatz für Tiger-Knochen in der traditionellen Medizin verwendet. Ein komplettes Löwenskelett erwirtschaftet zwischen 3000 und 3.700 Euro.

Problematisch an dem lukrativen Knochenhandel ist nicht nur, dass inzwischen Löwen nur noch für den Knochenhandel gezüchtet werden. Er begünstigt auch die Wilderei in Südafrika, also das illegale Jagen von Löwen, die in Nationalparks und Schutzgebieten leben, da der Preis für die Knochen höher ist als das Jahresgehalt einer Hausangestellten oder Landarbeiters.

STRATEGIEN ZUM NACHHALTIGEN WILDTIERMANAGEMENT

Entsprechend der Ankündigung von Umweltministerin Creecy sollen sowohl Zuchtfarmen als auch Jagdanbieter nun genauer unter die Lupe genommen werden, um Missbrauch und Ausbeutung des Löwen zu verhindern. Dabei geht es explizit nicht um ein vollständiges Verbot der Löwenjagd – diese soll nach wie vor möglich sein und Teil des Populationsmanagements von in Wildnis lebenden Löwen werden. Es geht vielmehr um die Unterbindung von Löwenmissbrauch. Die Genehmigung von Zuchtstationen, in denen Touristen mit Löwen kuscheln dürfen, soll es in der Zukunft aber definitiv nicht mehr geben. Auch der kommerzielle Handel mit Knochen und anderen Körperteilen von Löwen und anderen Wildtieren soll weiter reguliert werden. Dabei soll die Komplexität des Themas berücksichtigt werden, denn mit einem einfachen Verbot ist es hier nicht getan – die Erfahrung zeigt, dass Verbote des legalen Handels oftmals zu einem Anstieg der Preise und damit zu einem rapiden Anstieg des illegalen Handels führt und damit eine Regulierung oder die Einhaltung von Minimum Standards zu Schutz von Wildtieren noch schwieriger zu implementieren sind.

Mit ihren Ankündigungen folgt Umweltministerin Creecy den Empfehlungen der im Oktober 2019 eingesetzten Beratungskommission bestehend aus 28 Vertreter*innen aus Wissenschaft, Verwaltung, staatlichen und nicht-staatlichen Einrichtungen im Bereich Tier- und Artenschutz, nachhaltige Entwicklung und Tourismus. Auch Vertreter der Jagdindustrie und Zuchtfarmen waren dabei. Schon seit 2005 hatten südafrikanische und internationale Tierschutzeinrichtungen inklusive dem Drakenstein Lion Park eingefordert, dass die dunklen Machenschaften der südafrikanischen Löwenzucht- und Jagdindustrie unterbunden werden. Die Beratungskommission wurde schließlich 2019 eingerichtet, um das Ausmaß des Problems zu bewerten und Empfehlungen für neue politische Strategien und Gesetzgebungen nicht nur für die Löwenzucht und – Jagd sondern auch für weitere von ähnlicher Ausbeutung betroffenen Wildtierarten wie der Elefant, Leopard und Nashorn zu formulieren.

Zu den Empfehlungen der Beratungskommission zählen:
  • Die Entwicklung einer gemeinsamen Vision für den Sektor sowie eine verbesserte politische und legislative Kohärenz.
  • Dazu zählt auch eine Überarbeitung der Gesetzgebungen und Direktiven auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene sowie die verstärkte Zusammenarbeit verschiedener Ministerien (Umwelt, Landwirtschaft/ländliche Entwicklung und Tourismus).
  • Die Entwicklung eines besseren Gleichgewichts zwischen wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und natürlichen Bedürfnissen sowie von Strategien für eine ökologisch nachhaltige, ländlichen Entwicklung.
  • Die Umgestaltung der Eigentumsverhältnisse und des Managements der kommerziellen Wildtierwirtschaft, insbesondere in den Bereichen Ökotourismus und authentische Jagd.
  • Die Neubewertung der Rolle von staatlichen und privaten Schutzgebieten im nachhaltigen Wildtierschutz.
  • Die Intensivierung der Zusammenarbeit sowie Absprachen mit anderen afrikanischen Ländern sowie Ländern, die Wildtierprodukte importieren, um einheitliche Regelungen zu erlauben und Schlupflöcher in den Gesetzgebungen zu verhindern.

Die Empfehlungen der Kommission beinhalten daher nicht nur die oben genannten Verbote, sondern auch eine weiterreichende Strategie zur Transformation des Sektors.

Creecy’s Ankündigungen machen Hoffnung – und sind ein Triumph für all die Organisationen, die sich seit Jahren für den Löwenschutz einsetzen – so auch für unseren langjährigen Projektpartner Paul Hart, Gründer des Drakenstein Lion Parks, der sich bereits seit den 90er Jahren für den Verbot der Gatterjagd einsetzt.

Was kannst Du gegen die profitorientierte Löwenzucht in Südafrika tun?

Achte darauf, dass wo immer in deinem Urlaub oder im Internet der direkte körperliche Kontakt mit Wildtieren angeboten wird, nicht im Sinne der Tiere gehandelt wird. Weder Kuscheln noch Spaziergänge und Fotoshootings mit Löwen sind artgerecht!

Wildtiere sind Wildtiere und sollten es auch bleiben!

Dein Beitrag:
  • Entscheide dich gegen den Besuch eines Parkes, der Kuscheleinheiten, Fotos oder Spaziergänge mit Löwen anbietet!
  • Informiere dich vor dem Besuch eines Parks ausführlich und beschäftige dich mit den Bewertungen anderer Besucher.
  • Entscheide dich gegen Freiwilligenarbeit in einer Einrichtung, in der deine Aufgabe die Aufzucht von Löwenbabys beinhaltet!
  • Achte darauf, was Du isst und welche Souvenirs Du dir kaufst! Kaufe keine Souvenirs oder Produkte, in denen Wildtierprodukte verarbeitet. Halte Abstand von traditioneller Medizin oder Potenzmitteln, die Wildtierprodukte enthalten oder deren Zutaten „geheim“ sind.Besuche keinen Zirkus oder Zoo, die Löwen auf engstem Raum halten!
  • Füttere keine Wildtiere!
  • Unterstütze unseren aktuellen Spendenaufruf für den Drakenstein Lion Park bei Kapstadt. Sei #löwestark! Mach mit!

Spende für den Löwenschutz

lion conservation

Der Drakenstein Lion Park kümmert sich um die Opfer des kommerziellen Löwenzucht. Die Löwen stammen ursprünglich aus weltweiten Zuchtfarmen, von denen aus sie an Zirkusse oder Privatpersonen verkauft wurden. Hier sind sie in Not geraten, weil sie missbraucht und/oder nicht artgerecht gehalten wurden. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Tierschutzorganisationen wurden sie vom Drakenstein Lion Park befreit und finden im Park ein sicheres zuhause, in dem die Tiere Löwen sein dürfen. Der Besitzer Paul Hart setzt sich aktiv gegen die Gatterjagd und das Verbot von Zuchtstationen ein, die auf reinen Profit ausgelegt sind.

Der Park finanziert sich normalerweise zu 90 % aus den Eintrittsgeldern seiner Besucher. Aufgrund der Covid-19 Pandemie und verbundener Reisebeschränkungen fallen diese Einnahmen schon seit mehr als einem Jahr weg. Unsere Organisation live&learn möchte den Park auch in Pandemie Zeiten unterstützen und hat sich das Ziel gesetzt, mittels unserer Spendenkampagne die Kosten für 3 Löwen des Parks für ein Jahr zu decken.

Wo kannst du dich weiter zum Thema Löwenschutz belesen?

The Vicious Cycle

Ein umfassender Bericht der Organisation Four Paws Africa – eine Tierschutzorganisation, die sich seit 15 Jahren aktiv für die Beendigung der Löwenzucht zu Profitzwecken in Südafrika einsetzt. Auf der Webseite findest du viele weitere Infos rund um das Thema Artenschutz.

Blood Lions

Ein hervorragender Dokumentarfilm über die südafrikanische Löwenindustrie. Der preisgekrönte Film von 2015 ist das Flagship der gleichnamigen Kampagne, die sich für ein Verbot von Gatterjagd und kommerzielle Ausbeutung von Löwen einsetzt.

Bericht der Beratungskommission 

Der Ministerin Barbara Creecy vorgelegte Bericht vom 15.12.2020 gibt besonders interessierten Lesern einen ausführlicheren Einblick in den Status Quo sowie geplanten Policy Änderungen.

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Du möchtest dich im Rahmen eines Freiwilligendienstes für den Löwenschutz in Südafrika engagieren?  

Kontaktiere uns für weitere Informationen zur aktuellen Lage in Südafrika sowie eine persönliche Beratung!



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