25 Jan. Erfahrungsbericht: Freiwilligenarbeit in Wildtierreservat
Erfahrungsbericht von Jacinta, 20, aus Dresden: Freiwilligenarbeit in einem Wildtierreservat in Südafrika
Jacinta studiert Molekulare Biologie an der TU Dresden – ihre Semesterferien wollte sie sinnvoll nutzen und sich für den Artenschutz engagieren. Im September 2024 engagierte sie sich für 3 Wochen in der Stiftung eines Wildtierreservats in der Karoo.
Hier erzählt sie von ihren Erfahrungen:
Meine Motivation
Südafrika stand schon lange auf meiner Reiseliste und mir war auch bewusst, dass ich nicht nur das Land wie ein normaler Tourist bereisen möchte, sondern durch einen Freiwilligendienst einen tieferen Einblick in einen bestimmten Bereich des Landes erfahren möchte. Hierbei habe ich mich für den Bereich Natur- und Tierschutz entschieden. Das passt auch zu meinem Biologie Studium. Im vergangenen Studienjahr hat mich das Modul Zoologie sehr interessiert. Darum wollte ich mal in ein ganz anderes Arbeitsgebiet hereinschnuppern, dass sich auch mit Tieren beschäftigt. Zudem bin ich nicht der Mensch für einen entspannten Strandurlaub. Ich brauche immer Aktivitäten und etwas Sinnvolles zu tun. Die Zeit im Projekt war ideal, um mal vom ganzen Uni und Alltagsstress wegzukommen, weil es so viele spannende Aufgaben gab. Ich konnte die Tage dort genießen, ohne einen Gedanken an Deutschland und mein Leben dort zu verschwenden.
Ich habe vor der Reise gehofft viele Tiere aus der Nähe beobachten zu können und dabei auch einiges über diese Lebewesen zu lernen, sowie über die Arbeit der Guides vor Ort und die Forschungs- und Schutzprojekte der Stiftung.
Meine Aufgaben
Ich durfte bei einer ganzen Auswahl verschiedener Aufgaben mithelfen. Die Tage waren sehr abwechslungsreich gestaltet, sodass mir bei den Tätigkeiten nie langweilig wurde. Jeder Arbeitstag begann um 8:30 Uhr, indem wir von unserer Betreuerin abgeholt und zum Arbeitsplatz gefahren wurden.
An meinen ersten Tag kann ich mich besonders gut erinnern. Gemeinsam mit den anderen Freiwilligen habe ich Bäume und Sträucher für die Elefanten geschnitten und gesammelt. Morgens standen oft „Elephant duties“ an. Das bedeutet das Gelände der Elefanten putzen und ihnen Futter zubereiten. Außerdem wurde das „Erosion project“ für die Freiwilligen eingeführt. Hierbei gruben wir Löcher auf dem Hügel vor unseren Schlafzelten, füllten diese dann mit Erde auf und pflanzen anschließend Speckboom Pflanzen dort ein. Eine weitere Haupttätigkeit war die Herstellung von „Poo-Buckets“. Dabei bauten wir aus Elefantenkot Blumentöpfe und pflanzten dort auch die Speckboom Pflanzen ein. Diesekonnten anschließend von Besuchern an der Rezeption mitgenommen werden, um sie in ihrem eigenen Garten zu pflanzen.
Zusätzlich fuhren wir täglich durch das Reservat. Dabei sollten wir entweder die Elektrizität an den Zäunen überprüfen, die Zäune nach Löchern absuchen, die Pflanzen an den Zäunen schneiden, die Nilpferde und Nashörner mit Heu füttern oder die Wasserstellen putzen. Einmal durften wir sogar dabei helfen die Kassetten in den Videokameras auszutauschen und neue Kameras aufzustellen. Danach haben die Guides uns die Aufnahmen gezeigt. Das war echt spannend anzusehen.
Weiterhin sind wir in ein Tierheim in der Umgebung gefahren, um mit den Hunden dort spazieren zu gehen. Dienstags ist es geplant eine örtliche Schule zu besuchen, die von der Buffelsdrift Foundation unterstützt wird. Es ist ein sehr besonderes Gefühl mit den Kindern dort zu spielen und Zeit mit ihnen zu verbringen.
Meine Highlights
An den Wochenenden oder in unserer Freizeit durften wir kostenlos an den Touristenaktivitäten teilnehmen, sofern noch Plätze frei waren. Ich war von der „Cheetah experience“ einfach nur beeindruckt. Das war definitiv mein schönstes und außergewöhnlichstes Erlebnis. Die Buffelsdrift Foundation ist Teil eines Projekts zur Rehabilitation der Geparde in Südafrika. Bei der Tour konnten wir die Geparde (eine Mutter mit 3 schon großen Babys) aus circa 10m Entfernung beobachten. Es war unglaublich, kein Zaun oder Auto trennte uns von den wilden Tieren. Ich habe es sehr genossen sie einfach nur anzuschauen und ihre Bewegungen und Blicke zu interpretieren. Ich habe mir auch erklären lassen, wie die Geräte zum Tracking der Geparde funktionieren und habe viele Fragen gestellt, sodass ich einiges Neues über diese eleganten Tiere gelernt habe.
Was nehme ich mit aus meiner Zeit?
Ich habe mein Bewusstsein für die Tiere und den Naturschutz gestärkt. Insbesondere für die gefährlichen Tiere. Man muss überall schauen, ob keine Schlangen da sind, weil einige wirklich giftig sind. Wenn man so nah an große Tiere wie Nilpferde oder Nashörner kommt, begreift
man erst welche Kraft diese Riesen haben und das man wirklich aufmerksam sein muss. Durch die Guides wurde uns beigebracht, dass es keine falschen Bewegungen geben sollte und uns wurde vermittelt, dass auch wenn sie alle zahm und gelassen aussehen, sie doch unberechenbar sein können. Ich habe immer wieder das Gefühl von Respekt für die großen und gefährlichen Tiere gespürt und habe wirklich im Moment gelebt. Es ist etwas total anderes nur zu hören, dass diese Tiere eine Gefahr darstellen können, als ihnen wirklich in die Augen
zu blicken. Angst haben braucht man aber nicht! Die Guides sind sehr professionelle Spezialisten und wissen, wie sie in welcher Situation reagieren. Solange man mit ihnen unterwegs ist und sich an die Anweisungen hält, sollte nichts Schlimmes passieren.
Wie hat sich dein Bild von Südafrika verändert bzw. wie hast du dir vor deinem Aufenthalt das Land vorgestellt?
Ich habe mir versucht vor der Reise wenige Bilder von Südafrika zu machen. Jedoch hätte ich es mir nicht so grün und bergig vorgestellt. Die Buffelsdrift Game Lodge liegt inmitten vieler atemberaubender Berglandschaften, die von grünen Pflanzen bedeckt sind.
Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass es in Südafrika so kalt werden kann. Morgens und abends war ich meistens drei bis sechsschichtig angezogen und musste sogar Skisocken und Mütze auspacken. Zum Glück hatte ich genug warme Sachen dabei und es ist im Laufe des Tages wärmer geworden.
Hat sich dein Blick auf Deutschland geändert? Gibt es etwas, das du durch deinen Auslandsaufenthalt anders wahrnimmst?
Nach so einer Reise wird mir immer wieder klar, wie privilegiert wir hier in Deutschland sind. Wir können einfach mit unserem Reisepass ins Flugzeug steigen und die Welt steht uns quasi offen. Ich lerne mein Leben hier immer mehr zu schätzen und bin dankbar dafür, dass es mir
in vielen Bereichen so gut geht. Oft nehmen wir hier alles als selbstverständlich an, obwohl es das für viele Menschen auf der Welt nicht ist. Damit meine ich Dinge wie genug gesundes Essen, einen Zugang zu guter Bildung, Hygienezustände, Wasser… Vor allem die Kinder in
der Schule gesehen zu haben, macht mich sehr nachdenklich. Sie wissen noch kaum etwas über die Ungerechtigkeit der Welt und leben im hier und jetzt. Sie erhalten das mindeste an Unterricht, was nötig ist. Eine Kindheit in Deutschland ist damit nicht vergleichbar. Es
schockierte mich sehr die selbstgebauten Unterkünfte zu sehen, besonders wenn man sich an die kalten Nächte erinnert. Gleichzeitig ist es so herzerwärmend Zeit mit den Kindern zu verbringen. Dieses liebevolle Gefühl und die Freude gemeinsam zu spielen, die sie ausstrahlen, ohne einen wirklich zu kennen ist einfach magisch und machte mich sehr glücklich.
Es ist ein ganz anderer Eindruck durch die Straßen zu gehen. Uns wurde Dinge gesagt wie, wir sollen auf gar keinen Fall allein unterwegs sein, Wertsachen im Auge behalten und sobald es dunkel wird im Camp bleiben. All diese Sachen werden in Deutschland nicht ganz so streng
gesehen. Wir haben hier in Deutschland einfach viel mehr persönlicherer Freiheiten. Wenn man alle Regeln befolgt und wachsam ist, sollte aber auch nichts passieren.
Hat dich deine Mitarbeit im Projekt für deine Berufswahl/beruflichen Werdegang inspiriert?
Ich studiere molekulare Biologie und Biotechnologie und bin noch unentschlossen darüber, in welchem Bereich ich mich später spezialisieren möchte. Die Arbeit mit Tieren finde ich genauso spannend wie neue Kulturen und Länder kennenzulernen. Ich bräuchte noch mehr Erfahrungen, um mir wirklich sicher zu sein, aber ich könnte mir vorstellen in der Zukunft mit Tieren in Schutzprojekten und der Forschung zu arbeiten und vor allem auch im Ausland zu wohnen.
Wie hast du gewohnt und wie hat es dir gefallen?
Wir Freiwilligen haben auf einem separaten Platz auf einem Hügel gewohnt. Dort standen fünf Zelte mit jeweils vier Betten. Die Schlafplätz waren nach Geschlechtern getrennt. Jedes Zelt hatte ein eigenes Bad mit Dusche, Toilette und Waschbecken. Nachts wurde es sehr kalt.
Deswegen gab es in jedem Bett eine Heizdecke, um das Bett zu wärmen. Wir alle haben es genossen uns abends, nach dem Zusammensitzen draußen im kalten, ins warme Bett zu schmeißen. Zudem haben wir alle gemeinsam in einem großen Zelt gegessen. Hier gab es eine Küche, viele Sessel und eine Couch mit Fernseher. Oft haben wir abends Filme geschaut oder Kartenspiele gespielt.
Nicht zu vergessen ist die Feuerstelle, bei der wir manchmal gegrillt, uns aufgewärmt und Lieder gesungen haben. Das Camp lag ein Stück entfernt von unseren Arbeitsplätzen. Jedoch wurden wir täglich abgeholt, zu den Tätigkeiten gefahren und wieder zurückgebracht, sodass es kein Problem war. Ein warmes Mittag- und Abendessen wurde jeden Tag für uns zubereitet. Um das Frühstück kümmerte sich jeder selbst, aber Toast, Joghurt, Obst und Müsli stand immer zur Verfügung und wurde für uns besorgt. Insgesamt war die Unterkunft sehr gemütlich und man hatte alles Notwendige dort.
Gibt es Tipps, die du an zukünftige Freiwillige/Praktikanten weitergeben möchtest?
Zukünftigen Teilnehmern würde ich empfehlen so viele Aktivitäten wie möglich zu machen. Immer wenn ihr Freizeit habt und es freie Plätze gibt, dürft ihr am Programm für die Touristen teilnehmen. Dazu gehören zum Beispiel Tages- und Nachtsafaris, bei denen ihr in den typischen Safariautos durch das Reservat fahrt und die einmalige Gelegenheit habt ganz viele Tiere zu sehen und dabei noch einige interessante Fakten dazu erfahrt. Dabei sollt ihr so viel wie möglich fragen. Ich war am Anfang sehr schüchtern und habe mich nicht getraut viele Fragen zu stellen, da die anderen Teilnehmer schon länger da waren und dementsprechend mehr wussten. Das müsst ihr aber nicht sein! Die Guides sind alle supernett und freuen sich mit euch zu reden und ihr Wissen an interessierte junge Leute weiterzugeben.
Abgesehen davon kann man nicht oft genug erwähnen, wie wichtig warme Kleidung ist (wenn man zwischen Juni bis September da ist)! Wenn keine Sonne da ist, ist es eiskalt. Zusätzlich gibt es keine Heizung oder irgendetwas wärmeisolierendes in den Zelten. Auch wenn ihr zur Nachtsafari geht, zieht euch lieber zu warm als zu kalt an. Der Wind auf dem offenen Auto ist sehr stark und kühlt. Aber tagsüber es schön warm. Also am besten im Zwiebel-Look kleiden und dann alles nach und nach ausziehen.
Unterstützung von live&learn
Die Betreuung von live&learn sowohl vor als auch während des Aufenthaltes war sehr gut und ausführlich. Es war hilfreich vorher mehrere Gespräche zu haben und Dokumente mit Packlisten, Kontaktdaten und den Details zum Projekt zu bekommen. Außerdem wusste ich genau, wer meine Ansprechpartner sind und diese waren immer erreichbar. Ich hatte das Gefühl, dass live&learn sich um jeden Teilnehmer kümmert und jeden ausgezeichnet unterstützt.
Zusammengefasst war die Reise nach Südafrika für mich sehr besonders und lehrreich. Ich habe innerhalb kurzer Zeit so viel erlebte und Neues erfahren können. Der Aufenthalt war unglaublich wertvoll und ich habe so freundliche Menschen kennengelernt. Das war eine
unvergessliche Reise und definitiv nicht mein letztes Mal in Südafrika.
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