17 Mai Wahlen in Südafrika 2019
Am 8.5.2019 war es soweit: Südafrika hat sein neues Parlament und Präsidenten gewählt. Nachdem Cyril Ramaphosa im Februar 2018 den damaligen Präsidenten Jacob Zuma vorzeitig abgelöst hat, war bei diesen Wahlen die Spannung groß: Wird der neue ANC-Vorsitzende und Staatschef Cyril Ramaphosa die unterschiedlichen Lager im ANC von seinem neuen Kurs überzeugen und hinter sich vereinigen können?
Schliesslich gewann die als Widerstandsbewegung gegründete African National Congress (ANC) wie auch zuvor die Wahl, erhielt aber auch einen Denkzettel. Das erste Mal seit den ersten demokratischen Wahlen in 1994 rutschte der ANC unter 60% ab. „Nur“ 57,5 Prozent der Wähler stimmte für den ANC. Zweitstärkste Kraft wurde die größte Oppositionspartei, die linksliberale Demokratische Allianz (DA), mit 20,8 Prozent. Die linksradikalen Economic Freedom Fighters (EFF) des früheren ANC-Funktionärs Julius Malema erhielt 10,8 Prozent der Stimmen und wurde drittstärkste Partei.
Die Wahlbeteiligung lag bei 66 Prozent und damit niedriger als je zuvor. Vor allem in Großstädten wie Johannesburg und Pretoria verlor der ANC die Unterstützung seiner Wählerschaft; in der Provinz Gauteng schaffte der ANC gerade eine knappe Mehrheit. In Kapstadt und der Provinz Westkap konnte sich die DA wie schon bei den Wahlen 2014 klar behaupten.
Dass der ANC nicht noch mehr Stimmen verlor als erwartet, wird Ramaphosa und seinem klaren Anti-Korruptionskurs zugeschrieben. Er muss nun große Herausforderungen meistern: Innerhalb der Partei tobt ein Machtkampf. Viele Kandidaten, die auf der Wahlliste standen, gelten als Hardliner, die Ramaphosas Reformpläne ablehnen. Bisher ist Ramaphosa wie sein Potegeé Nelson Mandela mit seinen politischen Gegnern sehr sensibel und taktisch klug vorgegangen und wir vertrauen darauf, dass diese Strategie erfolgreich ist.
In vielen Berichterstattungen über die südafrikanischen Wahlen wird das Wahlergebnis, bzw. das relativ schlechte Abschneiden des ANC als Bedrohung für die Zukunft Südafrikas dargestellt. Wir hingegen sehen darin zunächst einmal auch das Entstehen einer politischen Kultur, einer Demokratie, in der eine ernstzunehmende politische Opposition existiert, die die Regierungpartei kontrolliert und mit neuen Ideen und Strategien herausfordert. Natürlich sind die sozialen und wirtschaftlichen Probleme Südafrikas nach wie vor groß, es gibt viel zu tun, um das Erbe von mehreren 100 Jahren Kolonialregierung und Apartheid umzukehren. Über Jahrhunderte hat die Kolonial- und Apartheidregierung aus Angst vor dem Entstehen von politischem Widerstand der Mehrheit der Südafrikaner eigenverantwortliches Denken und Handeln sowie Eigeninitiative und Ehrgeiz systematisch abtrainiert. Dies lässt sich nicht per Knopfdruck abschalten, es braucht Generationen, um ein neues Selbstbewusstsein und eine verantwortungsbewußte Zivilgesellschaft aufzubauen.
„Education is the most powerful tool to change the nation“ – diese Sichtweise Nelson Mandelas ist ein zentrales Leitbild von live&learn. Mit unseren Freiwilligendiensten und Praktika im Bereich Bildung möchten wir nicht nur die Bildungschancen von südafrikanischen Kindern aus benachteiligten Hintergründen erhöhen sondern auch einen Beitrag zur Demokratieförderung leisten.
Sei dabei und engagiere dich in einem unserer Bildungsprojekte!