Erfahrungsbericht: Sportpraktikum Südafrika

Erfahrungsbericht von Leo, 22, aus Koblenz: Sportpraktikum in Südafrika

Leo studiert Sport und  Englisch im Masterstudiengang Lehramt an der Universität Koblenz. Im Rahmen seines Studiums ist ein 12-wöchiger Auslandsaufenthalt vorgesehen. Als begeisterter Fußballer bot die Mitarbeit bei der Hout Bay United Football Community (HBUFC) in Kapstadt eine perfekte Einsatzmöglichkeit. Hier teilt er seine Erfahrungen:

Meine Motivation

Für mein Englischstudium auf Lehramt musste ich 3 Monate im englischsprachigen Ausland verbringen, und Südafrika war ein Land das mich interessiert hat, da ich noch nie außerhalb von Europa war. Dementsprechend wollte ich meine Englischkenntnisse verbessern sowie eine neue Kultur von innen kennenlernen und verstehen. Für mich war dabei ganz besonders wichtig, Erfahrungen abseits von touristischen Ausflügen zu machen, also mit Südafrikanern authentischen Kontakt zu haben, um das Land wirklich kennen zu lernen. Außerdem war es für mich wichtig, mich zu öffnen, neue Kontakte zu knüpfen und aus meiner Komfortzone herauszugehen.

Meine Aufgaben

Ich habe beim HBUFC als Fußballtrainer der U6 gearbeitet, und zusätzlich noch den Verein bei anderen sozialen Projekten unterstützt. Beispielsweise habe ich im Rahmen des Projekts „The Greenlight Project“ Interviews mit Mitgliedern des Vereins in deren Wohnungen geführt, die dem Zweck dienten, die Lebenssituationen der Vereinsmitglieder zu analysieren und herauszufinden, ob die Arbeit des Vereins das Leben der Menschen positiv beeinflusst. Ebenfalls mitgewirkt habe ich beim Aufbau eines Videoanalyseteams, das dem Erwerb von Statistiken wie etwa Passgenauigkeit aus Spielen der Herrenmannschaft dient. Die Mitglieder dieses Teams waren dabei alle aus den umliegenden Townships und haben in irgendeiner Weise für den Verein gearbeitet. Meine Aufgabe war die Organisation des Teams und der Arbeitsgeräte, sowie die Unterstützung bei der Auswertung des Videomaterials. Das Projekt ist eine Möglichkeit für den Verein, Arbeitsplätze in der Community zu schaffen, da die eigentliche Arbeit am Computer nur geringe Computerkenntnisse erfordert.

Arbeitsatmosphäre im Projekt

Insgesamt habe ich mich in dem Projekt sehr wohl gefühlt, jede Person war sehr offen, freundlich und hilfsbereit. Auch hatte ich das Gefühl, dass allen Leuten, die im Projekt arbeiteten, dieses auch wirklich am Herzen lag, sei es beim Kindertraining oder im Büro. Zu Beginn meines Aufenthaltes hatte ich mich jedoch manchmal etwas überflüssig gefühlt- was nicht bedeutet, dass ich unzufrieden war, aber es hat ca. 2 Wochen gedauert bis alle meine Aufgaben geklärt waren. Daher war es gut, dass ich 3 Monate vor Ort war.

Mein schönstes Erlebnis

Es fällt mir sehr schwer, ein einzelnes Erlebnis auszuwählen, da ich hier sehr viele tolle Momente erlebt habe, die mich mein ganzes Leben lang begleiten werden. Viele davon hatten mit Fußball und den Menschen aus Hout Bay zu tun. Ich und die anderen Freiwilligen durften jeden Tag am Training der Herrenmannschaft teilnehmen, obwohl diese vom Niveau her deutlich höher als unser fußballerisches Level war. Das Training war aber eine super Möglichkeit, um mit den Spielern in Kontakt zu kommen, und man fühlte sich so wirklich als Teil des Teams bzw. Vereins. Auch die Dankbarkeit der Kinder beim Kindertraining war wirklich ein tolles Gefühl. Oft wenn ich in Hout Bay unterwegs war hörte ich irgendwo ein Kind „Coach Leo“ rufen, nur um danach von einer strahlenden Horde Kinder umarmt zu werden. Meine Arbeit mit dem Verein hat es mir auch ermöglicht, die Townships in Südafrika kennenzulernen, und die Lebensumstände der Menschen dort haben mich auf jeden Fall begreifen lassen, wie gut es mir eigentlich geht und wie dankbar ich dafür sein muss.

Konntest du deine persönlichen Ziele erreichen?

Ich würde sogar sagen, dass ich meine persönlichen Ziele noch übertroffen habe. Ich hätte nicht gedacht, dass ich in Kapstadt mit Spielern der Fußballmannschaft in der Long Street in Clubs feiern gehe, in denen ich und die anderen Freiwilligen die einzigen Ausländer sind, oder dass ich regelmäßig die Townships in Hout Bay von innen sehe und die Leute mich dort erkennen und grüßen. Durch meine Zeit beim HBUFC habe ich Südafrika auf eine intensive und authentische Art kennengelernt, die ich zuvor nicht erwartet hatte.

Wie hat sich dein Bild von Südafrika verändert, bzw. wie hast du dir vor deiner Zeit in Südafrika das Land vorgestellt und was ist anders?

Vor meinem Auslandsaufenthalt hatte ich mir Südafrika viel weniger vielfältig vorgestellt. Durch die Arbeit beim Verein habe ich aber viele unterschiedliche Menschen kennengelernt, und weiß nun, wie vielschichtig und komplex dieses Land ist (Vorher wusste ich überhaupt nicht, dass es die Bevölkerungsgruppe der Coloured People gibt). Besonders die Erlebnisse in den Townships haben mich geprägt- vorher taten mir die Menschen, die dort leben müssen, leid, aber jetzt verstehe ich, dass diese Armut nicht einfach nur schlimme Bilder im Fernsehen sind, sondern dass hinter jeder Blechhütte Schicksale und Geschichten stecken. Außerdem habe ich gemerkt, dass die Menschen zwar vielleicht anders aussehen und denken, aber letztendlich auch genauso Menschen wie ich sind. Teilweise hören sie sogar die gleiche Musik, gucken den gleiche Fußball und feiern genau wie junge Menschen in Deutschland auch. Trotzdem hat es mich sehr beschäftigt, wenn ich mir vorgestellt habe, dass das Kind ohne Fußballschuhe, was mich eben beim Training noch umarmt hat,  in einer kleinen Hütte ohne Boden aufwächst und vielleicht noch keine richtige Mahlzeit heute hatte.

Hat sich dein Blick auf Deutschland geändert, wenn ja, was siehst du jetzt anders?

Ich merke mittlerweile auch, dass sich meine Sichtweise auf Deutschland und mein eigenes Leben durch diese Erfahrungen verändert hat. Ich versuche nun, bewusster zu leben und weniger unnötige Konsumgüter zu kaufen. Mir ist auch bewusst geworden, wie sicher die meisten Teile Deutschlands im Vergleich zu Südafrika sind, auch wenn ich mich dort nie unsicher gefühlt habe.

Sportpraktikum Südafrika

Hat dich deine Mitarbeit im Projekt für deinen beruflichen Werdegang inspiriert?

Meine Arbeit mit den Kindern hat mir auf jeden Fall bestätigt, dass der Lehrerberuf für mich dass richtige ist, mir aber gleichzeitig auch neue Perspektiven wie etwa die Arbeit im Vereinsmanagement eröffnet. Auch wenn ich mein derzeitiges Studium als Lehrer definitiv fortsetzen werde, würde ich gerne in einem höherklassigen Fußballverein nebenbei vielleicht arbeiten, falls sich diese Gelegenheit bietet. Außerdem möchte ich unbedingt noch meinen Trainerschein machen.

Meine Unterkunft

Ich habe in einem Zimmer in einem kleinen Haus mit einem anderen deutschen Freiwilligen gewohnt. In dem Haus, dass etwa 15 Minuten zu Fuß vom Fußballplatz entfernt war, haben noch ein Freiwilliger aus den Niederlanden, ein südafrikanischer Student und ein Spieler des Vereins gewohnt. Wir haben uns sehr gut mit dem Spieler verstanden, haben oft zusammen Fußball geguckt oder waren in Kapstadt feiern. Dieses gemeinsame Wohnen mit Leuten aus dem Verein hat mir sehr gut gefallen, da man so schnell Kontakte knüpfen kann. Die Wohnsituation war auch sehr gut, dass Haus war sehr gut ausgestattet, Internet und Duschen haben immer gut funktioniert. Wir haben auf einem Grundstück gelebt, auf dem auch noch andere Familien gelebt haben, die eine Art kleine Gemeinschaft gebildet haben und uns auch oft zu Grillfesten oder ähnlichem eingeladen haben, wodurch wir uns sehr willkommen gefühlt haben. Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich auf jeden Fall ein zweites Mal in meine Unterkunft, genannt „ The Stables“ einziehen.

Tipps für zukünftige Freiwillige und Praktikanten
Ich würde auf jedem Fall jedem Freiwilligen empfehlen, offen an die Arbeit im Verein heranzugehen und nicht zu sehr zu erwarten, dass man nur in dem gewünschten Bereich arbeiten wird. Ich war während meiner Zeit offen für alle Aufgaben, die der Verein für mich hatte, und war sehr zufrieden mit meiner Arbeit. Dann würde ich jedem empfehlen, der in Deutschland Fußball im Verein spielt, egal ob höherklassig oder nicht, am Training der ersten Herren/Damenmannschaft teilzunehmen, da man hier sehr viel lernen kann und viel in Kontakt mit den Spielern und Trainern kommt. Auch würde ich empfehlen, nicht nur als Jugendtrainer arbeiten zu wollen, da ich das Gefühl hatte, dass der Verein intern eigentlich genug Jugendtrainer hat. So hatte ich zwar dreimal die Woche Kindertraining mit einer Trainerin zusammen, aber andere Freiwillige, die später kamen, waren dann zwar als Jugendtrainer eingeteilt, standen aber mit fünf Trainern für zehn Kinder auf dem Feld.

Die Betreuung durch das live&learn: Was hat dir an der Beratung und Betreuung vor Ausreise und vor Ort gefallen? Welche weitere Unterstützung oder Informationen wären hilfreich gewesen?

Ich war mit der Betreuung durch live&learn sowohl in Deutschland als auch in Südafrika sehr zufrieden. Vor meinem Auslandsaufenthalt hat mir der Kontakt mit Antje sowie ihre Tipps viel bei den Reisevorbereitungen geholfen. In Südafrika fand ich die Einführungstour von Alex durch Kapstadt und Umgebung sehr hilfreich, um das Land und die Leute am Anfang besser zu verstehen. Auch die monatlichen Treffen auf dem Muizenberg Market mit Antje, Alex und den anderen live&learn Teilnehmern haben mir das Gefühl gegeben, dass man sich wirklich um meinen Aufenthalt kümmert und mich dabei unterstützen will, eine möglichst gute Zeit in Südafrika zu haben. Dazu hat auch die Möglichkeit, die beiden fast immer bei Rückfragen oder Planungen zu Reisen/Ausflügen in Südafrika per Whatsapp kontaktieren zu können, beigetragen. Ich würde live&learn auf jeden Fall jedem weiterempfehlen, der überlegt, ein Auslandspraktikum oder Ähnliches in Südafrika durchzuführen.

Freiwilligenarbeit Südafrika Sport

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