Erfahrungsbericht: Sozialarbeit Praktikum in Kapstadt

Erfahrungsbericht von Laura: Sozialarbeit Praktikum in Kapstadt, Südafrika

Laura studiert Soziale Arbeit an der Evangelischen Hochschule Nürnberg. Im Rahmen ihres Studiums hatte sie die Möglichkeit zu einem 5-monatigen Auslandspraktikum, das sie von Februar bis Juli 2022 in Kapstadt absolvierte. Hier erzählt sie von ihren Erfahrungen:

Meine Motivation

Für mein Praxissemester in meinem Studium Soziale Arbeit wollte ich in einer Organisation arbeiten, wo ich mich wirklich einbringen konnte und wo ich wusste, dass meine Arbeit einen nachhaltigen Nutzen hat. Ich wusste, dass die Menschen, die in Südafrika wohnen mit größeren und auch drastischeren Problemen zu kämpfen haben, und ich wollte diese Lebensumstände besser kennenlernen, um sensibler für neue Kulturen und neue Herausforderungen zu werden. Ich habe mir erhofft, dass ich in diese unbekannte Welt voll eintauchen kann und mich auf die neuen Erfahrungen einlasse, ohne mich dabei selbst zu verlieren.

Meine Aufgaben

Im Vordergrund war meine Aufgabe Programme für verschiedene Gruppen anzubieten. Zum einen habe ich einen wöchentlichen Workshop für die Frauen, die den Nähkurs in der Organisation besuchten, angeboten, wo ich größtenteils versucht habe die Traumata der Frauen aufzuarbeiten. Für die jugendliche Tanzgruppe, die fast vollständig aus Mädchen bestand, habe ich Kurse angeleitet, die sich mit wichtigen Themen wie beispielsweise „Teenage Pregnancy“ befassten. Zusätzlich habe ich einen Yoga-Kurs mit ihnen durchgeführt. Am Anfang habe ich auch bei den „Life-Skills“ Workshops für die TeilnehmerInnen des Computer-Kurses mitgewirkt, wo Themen wie „Communication“ und „Time Management“ behandelt wurden.

Am Morgen war ich fast ausschließlich mit den Kindern des „Early Child Development“ Programms und habe dort die LehrerInnen unterstützt, indem ich die Kinder beaufsichtigt habe, mit ihnen gespielt habe und bei den zu erfüllenden Aufgaben unterstützt habe. Nachmittags war ich zudem auch als Unterstützung bei dem Nachmittagsprogramm für die SchülerInnen die nach der Schule in die Organisation kommen dabei.

Zwischendurch konnte ich Teil von Beratungsgesprächen sein, die meine Anleiterin mit den hilfesuchenden KlientInnen durchgeführt hat. Ich hatte auch die Möglichkeit, Hausbesuche in den Townships und mehr Beratungsgespräche mit den Sozialarbeiterinnen des Department of Social Development durchzuführen, was eine große Bereicherung darstellte. Ab und zu habe ich bei dem Austeilen von Essen von der Suppenküche an die Community geholfen und wenn Events anstanden konnte ich auch teilweise bei der Planung und Durchführung mithelfen.

Mein schönstes oder außergewöhnlichstes Erlebnis

Einer der schönsten Tage in meinem Praktikum war der „Youth Day“ am 16. Juni. Es haben sich ganz viele Menschen der Community auf der Straße vor der Organisation versammelt und es gab Programm für den ganzen Tag. Es traten viele talentierte Tanzgruppen auf, es wurde gesunden und motivierende Reden wurden gehalten. Die Stimmung war so gut und man hat die Liebe und Freude gespürt, die dieses Event in den Leuten ausgelöst hat. Zum Schluss wurde noch Essen an alle verteilt und es war ein sehr gelungener Tag.

Meine Ziele und Lernerfahrungen

Ich konnte meine persönlichen Ziele voll und ganz erreichen. In meiner Zeit in der Organisation musste ich viel selbstständig arbeiten, was nicht immer leicht war, aber es hat mein Bewusstsein für meine Fähigkeiten gestärkt. Nach den vielen Höhen und Tiefen kann ich nun besser mit Herausforderungen umgehen, was mir auch für meine berufliche Laufbahn helfen wird. Außerdem habe ich gelernt offener und toleranter mit unterschiedlichen Perspektiven und Kulturen umzugehen. Im Endeffekt konnte ich noch mehr Ziele erreichen, als erwartet.

Auf jeden Fall hat mich das Praktikum für meinen weiteren beruflichen Werdegang inspiriert. Hilfreich dafür war, dass ich die Möglichkeit hatte mit so vielen unterschiedlichen Altersgruppen zu arbeiten. Ich habe für mich gemerkt, dass mir die Arbeit mit Frauen am besten gefallen hat und mich auch am meisten inspiriert hat.

Tipps für zukünftige Freiwillige und Praktikanten

Die Arbeit in dieser Einrichtung kann sehr hart sein und es bringt einen an seine Grenzen. Gleichzeitig habe ich dort so tolle und liebe MitarbeiterInnen und Personen getroffen, die mich so vieles gelernt haben. Es ist eine Organisation, die so viel Gutes tut und es ist eine riesen Bereicherung ein Teil davon zu sein. Dabei ist es wichtig viel zu kommunizieren, denn sonst weiß niemand von der Überforderung, die jeder spüren würde. Ansonsten hat es uns viel geholfen, dass wir ein eigenes Auto hatten, denn so kann man noch mehr Dinge von diesem schönen Land mit seinen vielen Widersprüchen kennenlernen. Die Wanderungen am Wochenende haben mir auch geholfen den Kopf freizubekommen.

Neue Perspektiven – Meine Bilder von Südafrika und Deutschland

Das Land hat eine so komplexe und tragische Geschichte hinter sich und lebt sie teilweise auch immer noch, weswegen ich mir nicht vorstellen konnte, wie die Stimmung und wie die Lebensumstände vor Ort wirklich sind. Es ist schwer in Worte zu fassen, wie es sich anfühlt für eine Zeit in Kapstadt zu wohnen, da mein Leben dort von vielen Gegensätzen geprägt wurde. Einerseits sind die Natur und die Umgebung wunderschön und auch die verschiedenen Veranstaltungen und Märkte sind toll. Andererseits habe ich durch die Arbeit in der Organisation die Schwere der Probleme kennengelernt und es gibt so viele Dinge, die sich ändern müssen, um den Leuten ein menschenwürdiges Leben bieten zu können. Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass diese Gegensätze so spürbar sind und dass die Regierung scheinbar so wenig dafür macht dies zu ändern. Ich konnte mir aber auch nicht die Stärke, das Durchhaltevermögen und die Liebe der Menschen vorstellen, mit der sie jeden Tag aufs Neue durchs Leben gehen.

Nach meinen Erfahrungen in Kapstadt kann ich die Sicherheit mehr schätzen, die man in Deutschland spürt, wenn man auch mal nachts allein unterwegs sein kann. Ansonsten ist es für mich jetzt noch klarer, dass Deutschland und seine EinwohnerInnen sehr privilegiert sind und damit kommt die Wichtigkeit sich damit auseinanderzusetzen.

Die Corona Situation in Südafrika

Am Anfang meiner Zeit in Südafrika gab es noch eine Maskenpflicht in den Supermärkten. Ansonsten konnten Veranstaltungen zum Glück stattfinden und auch alles andere hat fast so funktioniert wie vor der Pandemie. Es wurde aber überall auf das häufige Desinfizieren der Hände geachtet und auch sonst hatte ich das Gefühl, das Kapstadt gut mit der Pandemie umgeht (auch in den Behörden zum Beispiel, wo auf Abstand geachtet wurde). Zum Schluss wurde die Maskenpflicht auch ganz abgeschafft, was sehr angenehm war.

Meine Unterkunft

Ich habe in einem Airbnb in Muizenberg mit vier (bis fünf) anderen Personen gewohnt. Die Unterkunft hätte für mich nicht besser sein können. Sie ist nah am Strand, die Zimmer sind so schön und liebevoll dekoriert und Viv, die Vermieterin ist eine tolle Person. Dort hatte man alles was man gebraucht hat und auch der kleine Außenbereich hat mir nach der Arbeit ein Ort zum Entspannen gegeben. Man hatte auch immer genug Privatsphäre, wenn man sie gebraucht hat.

Die Betreuung durch das live&learn

Mir hat gefallen, dass ich mich bei Antje und Alex immer gut aufgehoben und wohl gefühlt habe. Dies ist besonders wichtig, weil man am Anfang doch sehr viele Unsicherheiten mitbringt. Es war eine große Hilfe, dass uns Alex vom Flughafen abgeholt hat und auch die Tour durch Kapstadt war sehr aufschlussreich und ich habe mich immer wieder daran zurückerinnert. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich mich bei Problemen an die zwei wenden kann und die gemeinsamen Gespräche waren sehr hilfreich. Auch vor meiner Abreise war die Kommunikation mit Antje super und der Austausch davor hat mir sehr geholfen und hat mich ermutigt. Als ich Probleme mit einer Dozentin meiner Hochschule hatte, war Antje eine große Unterstützung, wofür ich sehr dankbar bin.

Auslandspraktikum Südafrika Soziale Arbeit

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