12 Mrz Erfahrungsbericht: Social Media Praktikum in Fußballverein in Kapstadt
Erfahrungsbericht von Eli, 23, aus Tübingen: Social Media Praktikum in Fußballverein in Kapstadt
Eli studiert Sportwissenschaften an der Eberhard Karls Universität Tübingen. Im Rahmen seines Studiums ist ein Berufsfeldpraktikum vorgesehen. Da er bereits nach dem Abitur ein paar Wochen in Südafrika verbracht hat, und es ihm sehr gut gefallen hatte, bot die Mitarbeit bei der Hout Bay United Football Community (HBUFC) in Kapstadt eine perfekte Einsatzmöglichkeit. Hier teilt er seine Erfahrungen:
Meine Motivation
Ich muss im Rahmen meines Studiums Sportwissenschaften ein Berufsfeldpraktikum machen. Wie der Name schon sagt, gibt es wenig konkrete Vorgaben für dieses Praktikum. Vereinfacht gesagt, muss es einfach „irgendetwas mit Sport zu tun haben“. Da ich nach einem Corona-geplagten Studium eher Lust auf etwas Anderes als Deutschland hatte, habe ich angefangen, nach Praktika im Ausland zu suchen. Über die Uni-Praktikumsbörse bin ich dann auf die Stelle in Hout Bay gekommen und habe direkt zugeschlagen, weil ich 2019 schon einmal in Kapstadt war und es dort wunderschön fand. Es war also direkt klar: da will ich hin!
Konkrete Erwartungen hatte ich tatsächlich wenige. Zumindest auf inhaltlicher Ebene. Ich bin ein sehr flexibler und spontaner Mensch und wusste daher, dass ich mich gut auf viele verschiedene Tätigkeitsfelder einlassen können würde. Tatsächlich wollte ich diese Zeit eher nutzen, um mich auch persönlich weiterzuentwickeln. An einem ganz fremden Ort in einer ganz anderen Kultur alleine an- und dann zurechtzukommen, sich einzuleben, zu integrieren und wohlzufühlen durch neue Kontakte – das waren meine eigentlichen Ziele.
Aufgaben und Einsatzbereiche
Zunächst bin ich mit dem groben Plan angereist, ich würde eher im Coaching eingesetzt werden. Durch die Gegebenheiten vor Ort war das aber nicht möglich, und Iris und Jeremy hatten mich eher für die Abteilung Marketing vorgesehen. Nach den ersten Wochen der Eingewöhnung bin ich dann aber hauptsächlich im Bereich Social Media tätig gewesen. Hauptsächlich ging es um Content Creation, also Bilder, Videos und Interviews von Trainingseinheiten, Spielen oder anderen spannenden Ereignissen im Verein zu machen. Dann habe ich die Bilder und Videos gesichtet und daraus ansehnliche Posts für Instagram und Facebook erstellt. Während Spielen habe ich immer live Ergebnisse und Bilder gepostet. Es war also eine sehr kreative Arbeit, bei der ich viel eigenen Input einbringen konnte. Zusätzlich habe ich dann immer da geholfen, wo ich gebraucht wurde. Z.B. Fahrdienste, vielseitige Unterstützung an Spieltagen, Coaching, Meetings planen, usw. …
Die Arbeitsatmosphäre im Projekt
Ich glaube für die allermeisten Volunteers/Praktikanten sind die ersten Tage/Wochen nicht so ganz einfach. Da Iris und Jeremy einfach extrem viel arbeiten, haben sie wenig Zeit, um einen an die Hand zu nehmen und einem alles zu zeigen. Man hängt sich dann eher an die anderen Freiwilligen und groovt sich selbst so nach und nach etwas ein. Das ist anfangs sicher etwas schwer gewesen, hat in meinem Fall aber wirklich super geklappt. Als dann erstmal klar war, dass ich im Marketing arbeiten würde, fühlte ich mich von da an wirklich super betreut. Jeremy ist ein unfassbar inspirierender und motivierender Mensch! Er hat es immer super geschafft, einem Freiraum zu geben und hat mir enormes Vertrauen geschenkt – war aber auch immer ehrlich und transparent in seinen Ansprüchen und konnte seine Kritik immer ehrlich aber konstruktiv und positiv verpacken. Ich habe ihn wirklich unfassbar geschätzt und habe mich durch ihn auch sehr geschätzt gefühlt. Auch mit Sam war es dasselbe. Er wurde zu einem richtigen Freund, mit dem man zusammenarbeiten aber auch privat quatschen und Zeit verbringen konnte. Mit den beiden war es wirklich perfekt für mich!
Meine Highlights
Also nie vergessen werde ich sicher, wie wir mit Spielern und Volunteers im Township in meinen Geburtstag reingefeiert haben. Das war denke ich ein einmaliger Geburtstag an einem sehr positiv verrückten Ort. Wie die Spieler vor Ort dort auf uns aufgepasst und uns dieses Erlebnis ermöglicht haben, war etwas ganz Besonderes – das wäre ohne sie niemals möglich gewesen und dafür waren wir Volunteers den Spielern wirklich sehr dankbar. Durch die Zeit im Township hatte man einfach den direktesten Kontakt zu den Menschen und ihrer Realität vor Ort. Das waren sehr besondere und prägende Eindrücke.
Die Spieltage waren auch immer sehr besonders, da eine ganz besondere und tolle Stimmung herrschte und man einfach die ganze Zeit hautnah dabei war. Das Mitfiebern während den Spielen und das Feiern nach einem Sieg, war auch etwas extrem Tolles! Generell waren es einfach die Interaktionen mit den Spielern und Leuten aus dem Verein, die mir am meisten gefallen haben und im Kopf geblieben sind.
Ansonsten war der Besuch meines Bruders und meiner Eltern für mich natürlich sehr schön. Es war toll, ihnen einen Einblick in mein dortiges Leben zu geben und das alles mit ihnen teilen zu können. Und die kleine Reise auf der Garden Route war definitiv auch ein absolutes Highlight.
Konnte ich meine persönlichen Ziele erreichen?
Ich würde sagen: ja. Das kann ich so glaube ich unterschreiben. Mir ist es als dann doch eher etwas introvertierter Mensch nicht ganz leicht gefallen, in so ein völlig fremdes Umfeld zu gehen, ohne jemanden zu kennen. Doch ich habe mich zurechtgefunden, super eingelebt und viele tolle Dinge erlebt und viel lernen können. Mein Ziel war es, mich dort irgendwann zuhause zu fühlen und das Gefühl eines Alltages zu haben, in dem ich eine coole Arbeit habe und gleichzeitig viele schöne und spannende Dinge unternehmen und erleben kann.
Das ist alles so eingetroffen, worüber ich wirklich sehr glücklich bin.
Perspektivenwechsel – wie hat sich meine Wahrnehmung von Südafrika und Deutschland verändert?
Meine Wahrnehmung von Südafrika hat sich stark verändert. 2019 war ich einfach als Tourist dort. Ich habe in Sea Point gewohnt und mich eigentlich hauptsächlich in der City Bowl aufgehalten und im Umkreis eben die klassischen Touri-Spots abgeklappert. Ich hatte Kapstadt also als eine recht klassische internationale Großstadt abgespeichert, ohne wirklich viel vom „echten“ Südafrika mitbekommen zu haben. Durch die Zeit in Hout Bay und die Arbeit im Verein konnte ich einen ganz anderen und viel tieferen Blick in das Leben der Menschen werfen. Ich konnte viel über die Probleme, Hoffnungen und Ängste mitbekommen, die die Menschen in Hout Bay und Südafrika haben.
Was ich am eindrücklichsten fand, war zu sehen und zu lernen, dass Lebensfreude nicht mit einem gewissen Lebensstandard zusammenhängt. Ich fand die grundsätzliche Lebensfreude, die dort überall versprüht wird, viel intensiver, als hier in Deutschland. Auch wenn es viel Armut und Ungleichheit gibt, sind viele Menschen dort einfach ausgelassener und irgendwie fröhlicher, als in Deutschland. Das zu sehen, hat mein Bild über Südafrika glaube ich stark geprägt. Zu diesen positiven Dingen haben sich aber auch ein paar weniger schöne Dinge gesellt. Auch wenn mir nichts Körperliches angetan oder wertvolles geklaut wurde, war das Thema Sicherheit eben schon auch präsent. Zwar deutlich weniger, als ich anfangs dachte – aber mein Alltag dort war durch mehr Einschränkungen einfach anders als in Deutschland. Das soll keine Kritik sein, weil ich eigentlich gut klargekommen bin. Aber die Kombination aus Load-shedding und frühem Einbruch der Dunkelheit am Abend hat eben oft dazu geführt, dass man einfach nur zuhause sitzen konnte und nicht mehr rausgegangen ist. Gehört eben auch dazu. Ich könnte aber gar nicht sagen, dass ich das jetzt total cool oder blöd fand – es war einfach spannend, mal solche Erfahrungen zu machen.
Und meine Wahrnehmung von Deutschland …?
Klingt 0815 – aber stimmt dann eben doch. Die Leute in Deutschland wissen ihren Lebensstandard einfach nicht genug zu schätzen. Ich merke das jetzt auch schon wieder, dass ich Dinge wie Strom, fließendes Trinkwasser, Sicherheit auf den Straßen, einen hohen Lebensstandard und so viele Dinge schon wieder als selbstverständlich ansehe. Und ich frage mich, wieso die Menschen in Deutschland dieses etwas reservierte, verklemmte und planungsbesessene in sich haben. Die Grundvoraussetzungen für eine extrem hohe Lebensqualität sind für sehr viele alle da. Aber es fällt den Menschen hier eher schwer, lockerer und spontaner und vor allem fröhlicher durchs Leben zu gehen. Als ich in Costa Rica backpacken war, hab ich dieses Motto „pura vida“ dort sehr gefühlt. Einfach gute Laune ausstrahlen und das Leben nicht zu ernst nehmen, selbst wenn es mal nicht so super läuft. Das können die Menschen hier in Deutschland eher wenig.
Hat mich das Praktikum für meinen beruflichen Werdegang inspiriert?
Definitiv ja. Ich habe lange ein Themenfeld gesucht, das ich mit Sport kombinieren könnte. Und das habe ich jetzt im Bereich Social Media/ Mediendesign/ Film&Fotografie definitiv gefunden. Nach meinem Bachelor werde ich nach Möglichkeiten suchen, um meinen Werdegang in diese Richtung hinzulenken. Aktuell ist mein Plan, nach meinem Bachelor Film zu studieren – was definitiv mit meiner Arbeit beim HBUFC zusammenhängt. Und irgendwo tief in meinen Plänen für die Zukunft ist definitiv auch ein Szenario, indem ich nochmal ein paar Monate nach Hout Bay komme und bei ein paar coolen Projekten mitarbeite.
Meine Unterkunft
Größtenteils habe ich im Beach House gewohnt, dann noch jeweils 10 Tage bei Jeremy und bei Iris. Das Beach House war wirklich sehr cool. So ein richtiger Hotspot des Vereins, wo immer was los war. Die Lage war natürlich perfekt und wir haben uns alle super verstanden. Abends wurde oft mit Spielern gekocht, wodurch natürlich eine engere Bindung entstanden ist. Ich kam super in einem dreier bzw. später dann Doppelzimmer zurecht. Was etwas unglücklich war, war, dass mir ein recht guter Sportpullover geklaut wurde und auch Hendrik ein paar Sachen abhandengekommen sind. Darum wurde sich meiner Meinung nach dann aber gut gekümmert. Ich war also wirklich sehr happy dort im Beach House. Bei J und Iris war es auch super entspannt. Wir hatten unseren Platz und sind trotz der etwas anderen Lage immer gut überall hingekommen.
Meine Tipps für zukünftige Freiwillige und Praktikanten
Connected euch so schnell wie möglich mit den Spielern und anderen Volunteers. Geht zu den Trainingseinheiten, fragt ob ihr vielleicht mal mittrainieren könnt. So kommt ihr dort am besten an. Seid Iris und J gegenüber anfangs ruhig etwas nervig und fragt immer wieder, was ihr machen sollt und wo ihr gebraucht werdet. Seid einfach von Anfang an aktiv und zeigt Interesse und Engagement. Niemand wird euch ewig hinterherrennen – ihr müsst die Initiative ergreifen.
Die Anfangszeit ist etwas anstrengend, aber wenn ihr direkt da seid und aktiv dabei seid, wird sich das definitiv lohnen und euch eure Zeit 100% verschönern. Hängt einfach nicht so viel zuhause im Bett am Handy. Im Verein und Ort passiert immer was, geht einfach überall mithin – dann erlebt ihr am meisten und nehmt am meisten mit.
Die Betreuung durch das live&learn: Was hat mir gefallen?
Da habe ich mich wirklich perfekt unterstützt gefühlt! Und durch die monatlichen Treffen vor Ort hatte ich immer das Gefühl, jemanden zu haben, mit dem ich über Dinge sprechen kann, die mich beschäftigen, stören oder die mir gut gefallen. Es war für mich eine perfekte Mischung aus „man hat jemanden, wenn man jemanden braucht“ und „man fühlt sich nicht irgendwie eingeschränkt weil einem dauernd jemand auf die Finger schaut“.
Ihr wart immer interessiert daran, unsere Meinungen und ggf. Verbesserungsvorschläge zu hören und habt diese wie beispielsweise mit der Einstellung von Nkulu als Bezugsperson ja auch direkt umgesetzt.
Und die Stadttour mit Alex war wirklich etwas sehr Besonderes! Echt cool, dass ihr das anbietet – da nimmt man schon direkt zu Beginn sehr viel mit.
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