29 Jan Praktikum Heilpädagogik Ausland
Erfahrungsbericht von Philina, Studentin, Praktikum von September bis November 2018
Philina studierte Heilpädagogik an der Medical School Berlin und unterstützte während ihres Praktikums im Projekt Kinderkrippe bei Kapstadt das Team einer Auffangstation für Babys und Kleinkinder mit chronischen Krankheiten oder schwerwiegenden sozialen Problemen im Elternhaus.
Hier berichtet sie über ihre Erfahrungen in Südafrika:
Meine Motivation für ein Praktikum in Südafrika …
Schon seit langem wollte ich ein Praktikum im Ausland machen, am besten weit weg und in Ländern, in denen Hilfe mit offenen Armen entgegengenommen wird. Ich wollte mit Kindern arbeiten und meine Praxis erweitern, Erfahrungen sammeln und jemandem eine Freude bereiten. Ein guter Nebeneffekt bei einem Auslandspraktikum ist die Erweiterung der Sprachkenntnisse und das Reisen.
In der Kinderkrippe, in der ich gearbeitet habe, habe ich den Alltag der Kinder begleitet. Tatkräftig haben wir die Mitarbeiter in der Routine unterstützt: Essen vorbereiten, füttern, Flasche geben, Wickeln, Kinder Waschen und beschäftigen und für Ordnung sorgen. Ich habe mir selber zur Aufgabe gemacht, die Kinder individuell zu fördern, ihnen Aufmerksamkeit zu schenken und ganz viel Zuneigung zu geben.
Was hat mir gefallen? Was war besonders?
Mir hat die Arbeit großen Spaß gemacht und ich habe mich an jedem Arbeitstag neu gefreut, die Kinder wieder zu sehen. Auch wenn es durch die lange Arbeitszeit (11 Stunden Schicht) sehr anstrengend sein konnte, nutzte ich die wenige Zeit gerne, in der ich in Südafrika war. Ich hatte einige Erfolgserlebnisse, an denen ich ausmachen kann, mein Ziel erreicht zu haben. Beispielsweise war ein Kind sehr verhaltensauffällig. Die anderen Kollegen hatten andere Aufgaben zu tun und sahen so nicht, dass er einfach etwas mehr Aufmerksamkeit brauchte. Ich habe mich also mit ihm beschäftigt, auch wenn es zum Beispiel nur 5 Minuten kuscheln nach dem Mittagsschlaf war. Es machte einen großen Unterschied im Verhalten, so dass er sich jedesmal ein bisschen mehr freute mich zu sehen und auf mich teilweise besser hörte. Nach einiger Zeit fragten mich dann die Kollegen, was ich anders mache und warum und zeigten Interesse an meinem Studienfach bzw. an dem was ich dort lerne.
Meine Erfahrungen während des Praktikums in der Kinderkrippe in Südafrika …
Highlights kann ich gar nicht unbedingt festlegen, da so gut wie jeden Tag etwas Schönes passierte, oder etwas, an dem ich zu arbeiten hatte. Kleinigkeiten erfreuten mich jedesmal erneut, wie zum Beispiel die Begrüßung und der Abschied, als auch das Lachen eines Jungen mit einer geistigen Beeinträchtigung, den ich über die Zeit sehr ins Herz geschlossen habe. Als schwierig stellte sich für mich heraus mit einigen Kollegen zu arbeiten, die einfach ihr Ding durchzogen. Ich kann durchaus verstehen, dass gerade die Festangestellten über die Jahre mehr Distanz zu ihrer Arbeit gewinnen. Jedoch, finde ich, vergisst man zu oft, dass die Einrichtung für die Kinder ein zeitweiliges zu Hause nach einer sehr schweren Vergangenheit ist.
Manchmal hätte ich mir ein wenig mehr Aufklärung über die einzelnen Kinder gewünscht, auch wenn ich durch eigenes Recherchieren oder Nachfragen vieles herausfinden konnte. Hierbei fand ich die Zusammenarbeit mit der Sozialarbeiterin im Haus sehr gut. Ich konnte ihr immer zu allem Fragen stellen und jeder Zeit zu ihr kommen, wenn mir etwas auf dem Herzen lag. Sie hat stets Zeit gefunden, zuzuhören, Fragen zu beantworten oder Tipps zu geben, wie ich mit bestimmten Herausforderungen umgehen kann.
Das Arbeitsklima war sehr unterschiedlich. Da die Kollegen, je nach Schicht tauschten, arbeitete man mit verschiedenen Leuten zusammen. Ich denke, jeder hatte seine Arbeitsgruppe mit der er/sie am besten zurechtkam und andere, mit denen man einfach zusammenarbeiten musste. Jeder zeigte sich jedoch immer freundlich und dankbar Unterstützung der Freiwilligen und Praktikanten zu bekommen.
Es gab einige Herangehensweisen und Erziehungsmethoden, die ich anders gemacht hätte beziehungsweise aus meiner Kultur und dem heutigen Zeitalter anders kennen gelernt habe. Die Situation der Einrichtung allein hat mir einiges gelehrt, ich habe vieles beobachten und auch von den Erwachsenen mitbekommen können. Man hört in Deutschland vieles auch aus weit entfernten Ländern, es jedoch persönlich kennen zu lernen und mit zu erleben, hat mir erst ein größeres Verständnis dafür gebracht. Daran finde ich besonders gut, dass die Menschen ihren Weg meistern und ihre eigenen Methoden haben, damit umzugehen und zu leben.
Die Arbeit in einer Auffangstation für Babys und Kleinkinder hat mir vor allem auch Dankbarkeit gelehrt und gezeigt, dass man sich nicht immer und über alles beschweren sollte, da es Menschen gibt, die unter ganz anderen Bedingungen leben müssen ohne dass sie eine große Wahl hatten.
Dies bezieht sich natürlich nicht nur auf Südafrika, dass hätte ich wohl in jedem Land in jedem Kinderheim gelernt.
Meine Unterkunft in Südafrika …
Über live&learn kam ich an meine Unterkunft in The Strand. Eine WG für insgesamt 12 Leute, in denen ich viele tolle neue Leute kennen lernen durfte. Es gab immer jemandem zum Reden, jemanden der mit auf Abenteuerreise gehen wollte und jemandem mit dem man ein Ritual aufbauen konnte. (Trotz allem schafft man es auch, Zeit für sich zu haben). Besonders gefallen hat mir unser wöchentlicher „Wrap Donnerstag“, bei dem sich wirklich alle gemeinsam zusammengetan haben und zum Abendessen beisammen saßen. Das war unser persönliches Ritual. Jeder hat sich gut mit unserer Vermieterin Patricia verstanden. Sie hat uns auch täglich zur Arbeit gefahren und hat auch ansonsten alles in die Wege geleitet, um uns einen schönen Aufenthalt zu bescheren. Zudem hat sie uns immer wieder Insider Tipps für Events oder Foodmärkte etc. gegeben und uns viel bei Organisatorischem unterstützt. Sie ist eine sehr offene und interessierte Person, die man zu allem ansprechen kann. Ich habe mich wirklich sehr wohl und zu Hause bei ihr gefühlt, was wir auch mehrmals feststellten. Nach ein paar Tagen war es eine unmögliche Vorstellung, erst so kurz in einem fremden Land gewesen zu sein.
Mein täglicher Transport in Südafrika …
Den täglichen Transport zur Arbeit hin und zurück nach Hause hat Patricia übernommen. Sie hat so gut wie immer jeden hingebracht und abgeholt. An manchen Tagen, an denen es ihr unmöglich war, hat sie ein Taxi oder einen Uber organisiert. Darum muss man sich also keine Gedanken machen.
Meine Freizeit …
Südafrika ist ein wirklich sehr schönes Land. In meiner Zeit habe ich so viele Ausflüge gemacht, wie es mir möglich war. Ich wollte jeden Eindruck mitnehmen, den ich kriegen konnte. Und es ist absolut nichts unmöglich, wenn man nur wollte und wusste wie. Sehr zu empfehlen ist für den Transport das Uber Unternehmen, dass praktisch, bezahlbar, bequem und sicher ist. Ansonsten kann ich empfehlen bei größeren Ausflügen oder über mehrere Tage ein Auto zu mieten. Das hat immer gut funktioniert und man war mehr als flexibel. Wenn man sich dann zu mehreren ein Auto teilt, ist der Preis auch für keinen mehr eine Hürde. Allgemein sind die Preise im Vergleich zu Deutschland günstiger.
Unsere Lieblingsbeschäftigung für einen Abendausklang waren eindeutig die Food Markets. Es gibt viele schöne Märkte und vor allem Food Märkte wie zum Beispiel den Lourensfordmarket oder Route44 Market. Ansonsten sind wir hauptsächlich an der Küste entlanggefahren, in jede Richtung, an so vielen Orten wie möglich. Es gibt super schöne kleine Möglichkeiten zum Anhalten und Staunen. Die Sehenswürdigkeiten wie Kap der guten Hoffnung oder Hermanus mit seinen Walen dürfen natürlich nicht fehlen. Ich bin wirklich sehr begeistert von meinem gesamten Aufenthalt und kann es nur empfehlen, sich einfach selber ein Bild zu machen. All die Beschreibungen und Bilder reichen nicht aus, in Wirklichkeit ist alles noch viel eindrucksstärker.
Kriminalität in Südafrika …
Sobald man sich für die Reise vorbereitet, hört man viel über Kriminalität und was man alles zur persönlichen Sicherheit beachten sollte. Ich selber habe mich in keiner Situation bedroht gefühlt. Man sollte selbstverständlich nicht leichtfertig alleine durch die Nacht wandern. Es gibt also Kleinigkeiten, die man sich zu Herzen nehmen sollte. Solange man (gerade als Mädchen) nicht nachts alleine unterwegs ist, sich selbstbewusst durch die Straßen bewegt und aufmerksam bleibt, passiert einem nichts. Das heißt nicht, dass es keine Ausnahmen gibt. Aber genauso gibt es in Europa Ausnahmen. Durch den Uber ist man wirklich auf der sichersten Seite. Es gibt dafür eine App, die zusätzlich GPS ausgestattet ist, sodass eine weitere Person überprüfen kann wo man sich befindet, wenn man auf Nummer Sicher gehen will.
Reisen in Südafrika …
Nach meinem Praktikum habe ich eine Safari bis nach Windhoek gemacht, also aus dem Land raus. Viele meiner Mitbewohner sind in Südafrika gereist. Da muss man sich selber bewusst werden, was man sehen möchte. Es gibt verschiedene Möglichkeiten und in jedem dieser Angebote kann man viel und tolles erleben! Auch hier konnte ich mich sowohl auf Patricia als auch auf live&learn verlassen. Zusammen haben wir nach meinem persönlichen Abenteuer gesucht und es auch gefunden. Es gibt auch immer irgendwelche Rabatt-Möglichkeiten wenn man etwas zusammen mit einem der beiden bucht.
Meine Vorbereitung und Betreuung durch das live&learn Team …
Mit der Organisation von live&learn habe ich mich von Tag 1 an sehr wohl und sehr gut vorbereitet gefühlt. Man wird super begleitet und baut direkt einen persönlichen Kontakt auf. Es gab keine Situation, in der ich nicht auf die Organisation zählen konnte. In diesem Zusammenhang war das persönliche Treffen der Freiwilligen und der zwei Organisatoren ein schönes Erlebnis.
Zusammenfassung meines Eindrucks:
Ich bin wirklich sehr zufrieden! Sowohl mit der Organisation live&learn, als auch mit meiner Unterkunft und der Zusammenarbeit mit Patricia, als auch mit meinen Erfahrungen in der Kinderkrippe. Ich habe viele neue Eindrücke und Abenteuer erlebt, neue Freunde gewonnen und das Leben vor Ort kennen gelernt. Ich konnte mich bei Schwierigkeiten immer an jemanden wenden und es wurde viel auf Wünsche, Feedback und Berichte der Praktikanten und Freiwilligen eingegangen.
Ich kann jedem nur empfehlen, es selber zu erleben! Entdeckt das Land, die Menschen und die Facetten des Lebens in Südafrika.