17 Mai Erfahrungsbericht: Auslandspraktikum Biologie in Südafrika
Erfahrungsbericht von Jonas, 26, aus Velden bei Landshut: Meeresbiologie Praktikum in einer Meeresschutzstiftung in Südafrika
Nachdem Jonas während seines Biologie Master Studiums an der Technischen Hochschule München praktische Erfahrungen bisher nur mit Süßwasser Lebensräumen sowie der Ökologie des Mittelmeeres sammeln konnte, wollte er das letzte Praktikum nutzen, um Einblicke in die Lebensräume der Ozeane auf der südlichen Halbkugel zu erhalten. Er entschied sich für ein 12-wöchiges Praktikum bei einer Meeresschutzstiftung an Südafrikas Garden Route, eine Küstenzone, die sowohl vom Indischen als auch Atlantischen Ozean beeinflußt ist.
Hier erzählt er von seinen Erfahrungen:
Meine Motivation
Ich wollte neue Erfahrungen in einem Land sammeln, das eine Vielzahl an verschiedenen Dingen zu bieten hat. Für mich als Biologen war deshalb die Möglichkeit, einerseits am Meer tätig sein zu können, andererseits aber auch das Vorkommen der Big Five ausschlaggebend, um nach Südafrika zu gehen, ganz zu schweigen von der anderen Lebensweise und Kultur. Ich wollte mich fachlich aber auch persönlich weiterentwickeln und auch ein Stück weit mein Englisch verbessern. Die erhofften großartigen Momente auf dem Meer bei Delfin- und Walbeobachtungstouren sind eingetreten.
Meine Aufgaben
Einerseits gehörte es zu meinen Aufgaben, nach einer kurzen Ausbildung in den wichtigsten Eckdaten der für die Touren relevanten Tierarten den professionellen Guides auf dem touristischen Boot bei ihren Ausführungen zu helfen. Besonders für die Großzahl an deutschen Touristen, meist im Seniorenalter, bietet es einen großen Mehrwert, auf dem Boot jemanden dabei zu haben, der die Erklärungen des Guides in ihre Sprache übersetzen kann, da nicht jeder Gast mit Englisch so vertraut ist.
Und andererseits gab es einige wissenschaftliche Datenerhebungen. Wir unterstützten beispielsweise eine Masterandin bei der Aufnahme von Unterwasseraufnahmen von Haien und Rochen, die durch einen Futterbehälter zu einer Kamera gelockt wurden. Außerdem haben wir Beobachtungsstudien von einem Berg hinunter aufs Meer gemacht, um zu sehen, wann, wie häufig etc. verschiedene marine Lebewesen an der Küste entlangziehen.
Zusammen mit einer PostDoc haben wir versucht, in einer Lagune Stachelrochen zu fangen, um diese dann zu besendern und mehr über ihre Lebensweise herauszufinden.
Neben diesen wissenschaftlichen Aufgaben gab es auch einige soziale Projekte, die wir unterstützt haben. Wir haben regelmäßig eine Schule in einem Township besucht, um mit den Kindern zu spielen und ihnen ein paar Fakten über die Fauna ihres Landes und des angrenzenden Meeres mit auf den Weg zu geben. Ansonsten gehörten auch Wanderungen am Strand mit zu den Aufgaben, um Müll zu entfernen und angeschwemmte, leere Hai Eier zu sammeln, wozu es auch einen langjährigen Datensatz gibt, der damit fortgeführt wird.
Mein Highlight
Davon gibt es wohl zwei: Einerseits eine Bootstour, wo wir ein Walkalb so nahe am Boot hatten, dass ich das einzige Mal wirklich vom Oberdeck aus die komplette Silhouette des Wals erkennen konnte. Im Sommer ist nämlich keine Walsaison, deswegen gibt es zwar Wale, aber keine, die klassisch aus dem Wasser springen, sondern eher nur wie große Delfine an die Oberfläche kommen. Man sieht da dann nur den Rücken, insofern war es besonders, die Schwanzflosse etc erkennen zu können. Und andererseits die Sichtung der Common Dolphins, einer Art, die normalerweise nur Offshore zu finden ist, aber von Zeit zu Zeit mal in die Bay kommt. An meinem letzten Tag hatten wir das Glück, eine Schule von ca. 400 dieser Delfine mit dem Boot zu finden und etwa 20 Minuten begleiten zu können. Diese Delfine hatte ich zuvor nur einmal und da von weitem gesehen.
Konntest du deine persönlichen Ziele erreichen?
Ja, definitiv. Ich hatte noch nie solche Erlebnisse mit Delfinen, Walen, Hammerhaien etc. und auch die Safari, die wir mal an einem Wochenende machen konnten, war echt cool. Alle Leute in Südafrika waren sehr nett und hilfsbereit, und ein wenig konnte ich auch in die Kultur eintauchen, wobei das natürlich in einer sehr touristischen und teilweise wohlhabenden und westlichen Stadt wie Plettenberg Bay nicht so einfach ist.
Hat sich dein Bild von Südafrika verändert?
Erzählt man in Deutschland, man möchte nach Südafrika, ist das Thema der Kriminalität eines der am häufigsten angesprochenen. Tatsächlich war das aber in Plett nicht mal im Ansatz ein Problem. Man kann sich egal zu welcher Zeit komplett frei bewegen, nur als Mädchen allein sollte man es evtl nicht, um keine schlafenden Hunde zu wecken, aber an sich wäre auch das möglich. Meist haben wir aber in der Nacht ein Taxi gerufen. In Kapstadt oder gar Johannesburg sieht das dagegen anders aus und man sollte tatsächlich so gut es geht nie alleine unterwegs sein. Teilweise hatte ich auch nicht so viel westlichen Luxus erwartet. Es ist dort alles ähnlich wie in Deutschland auch, was Modernität und Ausstattung der Häuser angeht. Aber natürlich ist die Schere zwischen Arm und Reich enorm, deutlich mehr als in Deutschland.
Hat sich dein Blick auf Deutschland geändert?
Besonders die Arbeit im Township lehrt einen, mehr zu schätzen zu wissen, dass wir in einem Land wie Deutschland leben, auch wenn hier nicht alles perfekt ist, aber es könnte uns so viel schlechter gehen.
Gibt es etwas, was du auch zuhause beibehalten möchtest? Ein neues Hobby, eine neue Gewohnheit, Denkweise, Einstellung…?
In Südafrika wird es mit Organisation und der Einhaltung von Plänen sowie Pünktlichkeit nicht immer so genau genommen, zumindest für den deutschen Betrachter. Etwas mehr Gelassenheit wäre bei manchen Themen aber auch in Deutschland sinnvoll, weshalb ich versuchen werde, das für mich und mein Umfeld etwas mehr wie in Südafrika zu handhaben und mehr von der deutschen Klischeelebensweise wegzukommen. Das Beste liegt hier wohl irgendwo in der Mitte…
Hat dich deine Mitarbeit im Projekt für deine Berufswahl / beruflichen Werdegang inspiriert?
Ich bin Biologe und man kann nie sagen, ob die Arbeit bei ORCA später fachlich wirklich für den Beruf relevant werden wird, aber persönlich für mich war es eine tolle Erfahrung. Aktuell sehen meine beruflichen Pläne aber anders aus.
Gibt es etwas, was du dir anders vorgestellt hast oder dir anders gewünscht hättest?
Nicht wirklich. Es war immer ein offenes Ohr geboten, egal ob bei projektbezogenen Themen oder persönlichen Anliegen. Nur das Thema mit der Organisation und Einhaltung mancher Programmpunkte war nicht immer ideal. Natürlich ist die Arbeit auf dem Meer auch sehr wetterabhängig, aber hätte man teilweise etwas effektiver geplant, wäre die ein oder andere Stunde Leerlauf vermeidbar gewesen, was aber an sich nicht tragisch war.
Meine Unterkunft während des Praktikums
Als Freiwilliger bei der ORCA ist man im Untergeschoss des Chefs untergebracht. Es gibt eine neurenovierte Küche mit Aufenthaltsraum und drei Mehrbettschlafzimmer. Abendessen findet in der Regel gemeinsam statt, es wird dabei turnusmäßig von allen mal gekocht.
Gibt es Tipps, die du an zukünftige Praktikanten weitergeben möchtest?
Packt nicht zu viel Kleidung ein, es gibt zwei Nannys, die zumindest bei relativ hoher Auslastung des Hauses jeden Tag waschen und die Sachen dann auch am nächsten Tag wieder verfügbar sind.
Betreuung durch das live&learn Team
Die Beratung und Betreuung vor Ausreise war top! Egal welche vermeintlich dumme Frage oder nochmalige Nachfrage ich hatte, es wurde immer gut beantwortet und ich hatte auch nie das Gefühl, bei irgendwas übers Ohr gehauen zu werden, wie es womöglich bei anderen Vermittlungsagenturen schon mal sein kann, um den Profit zu steigern. Hier aber wurde alles komplett offen und ehrlich kommuniziert und es ging wirklich darum, mir den Aufenthalt und die Reise so reibungslos und unvergesslich wie möglich zu gestalten.
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