04 Mai Erfahrungsbericht: Meeresbiologie Praktikum
Erfahrungsbericht von Mirijam, 26, aus Berlin: Meeresbiologie Praktikum in Südafrika
Mirijam studiert Ökologie und Umweltplanung an der TU Berlin. Im Rahmen ihres Studiums ist ein Pflichtpraktikum von sechs Monaten vorgesehen, das auch im Ausland absolviert werden kann. Mirijam entschied sich für die Mitarbeit bei einer Meeresschutzstiftung an Südafrikas Garden Route und genposs von Oktober 2022 bis März 2023 den südafrikanischen Sommer. Hier erzählt sie von ihren Erfahrungen.
Meine Motivation
Seit ich angefangen habe zu studieren, wollte ich mein Praktikum schon immer im Ausland machen. Nach einigen Semestern kam der Wunsch in mir auf, dass ich gern in den Bereich Meeresökologie und Meeresbiologie reinschnuppern möchte. Als es an die Praktikumsplatzsuche ging, habe ich nach Praktika im Bereich Meeresschutz in warmen, englischsprachigen Ländern gesucht und bin auf die Website von live&learn gestoßen. Dort habe ich die ORCA-Foundation in Plettenberg Bay, Südafrika gefunden. Die Organisation beschäftigt sich genau mit den Themen, die mich interessieren und Südafrika war ein Land, welches ich nie sonderlich auf dem Schirm hatte, mich aber doch neugierig gemacht hat, als ich mich ein bisschen belesen habe. Ich fand es schön, meine Komfortzone zu verlassen und mich auf eine komplett andere Kultur einzulassen. Ein weiterer Punkt war, dass ich in einer Großstadt geboren und aufgewachsen bin und einfach mal wissen wollte, wie sich ein Leben in einer Kleinstadt anfühlt. Persönliche Ziele, die ich mir gesteckt habe, waren unter anderem, dass ich gern viel unternehmen und möglichst vielfältige Erfahrungen machen wollte.
Meine Aufgaben
Die Stiftung in Plettenberg Bay setzt sich für den Meeresschutz ein, betreibt Umweltbildung und ist in der Forschung für Meeressäugetiere tätig. Meine Aufgaben bestanden unter anderem darin, Robben, Wale, Delfine, Robben und Stachelrochen zu beobachten und diese Ergebnisse zu dokumentieren. Diese Beobachtungen dienen dazu herauszufinden, wie diese Tiere besser geschützt werden können. Im Laufe meines Praktikums habe ich damit angefangen die gesammelten Daten zusammen mit einer Meeresbiologin aufzubereiten und zu analysieren. Strandsäuberungsaktionen standen jede Woche mehrmals auf dem Plan ebenso einmal die Woche der Besuch eines Kindergarten in einem der Townships in Plettenberg Bay. In dem Kindergarten haben wir uns um den Gemüsegarten gekümmert, aber auch viel mit den Kindern gespielt, mit ihnen gesungen, getanzt und Geschichten erzählt. Ich hatte auch die Gelegenheit, mehrere Robbenbabys und Schildkrötenbabys, die angeschwemmt wurden, zu retten und zum Tierarzt zu bringen. Meine Tätigkeiten waren sehr abwechslungsreich, mir wurde es nie langweilig. Dadurch, dass ich so lange da war, habe ich auch eins der Projekte mitübernehmen dürfen und generell habe ich mehr Verantwortung bekommen und auf eigene Faust gehandelt.
Eines meiner schönsten Erlebnisse war, als ich völlig ungeplant die Geburt von sechs Stachelrochenbabys miterleben durfte. Ich half an dem Tag bei einer Tagging-Aktion mit, bei der fünfzehn Stachelrochen mit Trackern versehen wurden. Als wir eine schwangere Rochendame „auf unserem Operationstisch“ hatten, bekam sie plötzlich ihre Babys. Stachelrochen gebären lebend und so hatten wir plötzlich sechs winzige Stachelrochen, die wir ins Wasser gebracht haben, damit sie sich dort entwickeln können. Meine Lieblingstiere sind Rochen und somit war es eine große Ehre für mich das mitzuerleben, zumal es sehr selten vorkommt, dass man eine Geburt von Stachelrochen miterlebt, weil sie im tiefen Wasser gebären und die Babys sich dann anschließend zwischen Steinen verstecken, um vor Fressfeinden sicher zu sein.
Die Arbeit bei der Meeresschutzstiftung hat mir sehr viel Lust gemacht, nach meinem Studium in die Forschung zu gehen und vielleicht sogar generell in den Bereich der Meeresbiologie, -ökologie oder -zoologie.
Meine Eindrücke von Südafrika
Die Arbeit bei der ORCA-Foundation hat mir sehr viel Lust gemacht, nach meinem Studium in die Forschung zu gehen und vielleicht sogar generell in den Bereich der Meeresbiologie, -ökologie oder -zoologie.
Zugegebenermaßen habe ich nicht viel von Südafrika kennengelernt, weil ich von meiner Universität dazu verpflichtet war, ein Vollzeitpraktikum zu machen. Ich war jedoch in Kapstadt, welches eine sehr schöne Stadt ist. Bevor ich nach Südafrika gekommen bin, habe ich viel über die Herzlichkeit in diesem Land gelesen. Aber mich hat es dann doch erstaunt, wie freundlich und lieb die Menschen tatsächlich vor Ort sind und ich habe diese Mentalität sehr schätzen gelernt. Deutschland sieht da etwas anders aus und mir fällt es schon schwer, in dieser Hinsicht in Deutschland wieder Fuß zu fassen.
Ein großes Thema in Südafrika sind die geplanten Stromausfälle jeden Tag, auch loadshedding genannt. Ich habe kaum einen Tag erlebt, an dem es nicht mehrmals am Tag für zwei oder vier Stunden keinen Strom gab. Es gab eine App fürs Handy, die uns auf dem Laufenden gehalten hat, wann welche Stromausfälle geplant sind, und viele Geschäfte und Restaurants hatten Generatoren, mit denen sie auch während des Stromausfalls Strom hatten. Ich habe mich sehr schnell an diesen Zustand gewöhnt und mit einigen Vorbereitungen ließ es sich gut damit leben. Zum Beispiel hatte ich eine starke Powerbank, die ich immer vollgeladen habe, damit ich damit mein Handy, E-Book-Reader oder meine Taschenlampe laden konnte, wenn ich keine Stromzufuhr hatte. Manchmal gab es aber auch Probleme, da man doch schnell vergisst, was eigentlich alles Strom braucht. Man registriert zwar, dass man keine Nudeln kochen kann, weil der Herd nicht funktioniert, also entscheidet man sich für ein Toastbrot und merkt dann ziemlich schnell, dass auch der Toaster Strom benötigt. Also sitzt man hungrig im Dunkeln und wartet, bis der Strom wieder da ist oder hat vorgesorgt und behilft sich mit Essen, welches nicht erst vorbereitet werden muss. Diese Situation ist mir und auch anderen schon mehr als einmal passiert. Im Großen und Ganzen hat das für mich aber gut funktioniert und es hatte auch positive Nebeneffekte. Ich bin wieder mehr zum Lesen gekommen, weil mein Laptop kein W-Lan hatte und ich deshalb nichts machen konnte.
Meine Unterkunft während des Praktikums
Gewohnt habe ich mit anderen Praktikant*innen und Freiwilligen in einem Haus unweit vom Strand, welches von einer Familie bewohnt wird. Es war mitunter recht eng und Privatsphäre war schwierig, aber ich habe es geliebt dort zu wohnen. Die Familie ist sehr schnell zu meiner Familie geworden und mit den anderen Freiwilligen habe ich mich meistens sehr gut verstanden. Es hat trotz der Enge und den doch recht unterschiedlichen Menschen sehr harmoniert. Natürlich muss man auch sagen, dass wenn 10+ Menschen 24/7 zusammenwohnen, arbeiten, essen und ihre Freizeit miteinander verbringen, Konfliktpotenzial besteht. Aber wenn es Schwierigkeiten gab, konnten die meistens relativ schnell gelöst werden.
Betreuung durch das live&learn Team
Die Betreuung durch live&learn hat mir sehr gut gefallen. Es war zum einen meine erste Einreise allein in ein fremdes Land und zum anderen mein erster langfristiger Auslandsaufenthalt. Viele Dinge haben mir zuvor Sorgen bereitet und ich hatte ganz schön Angst, aber Antje von live&learn hat mir viel von dieser Angst genommen und mir zahlreiche Hilfsmittel zur Hand gegeben, wie etwa eine Packliste, eine Checkliste für die Ausreise und woran ich denken muss (Impfungen, Auslandsversicherung etc.) oder eine Checkliste für meine Visumsverlängerung. Dazu hatten wir einige Videoanrufe und ich durfte jederzeit davor und während meines Aufenthaltes Fragen stellen. Damit konnte ich sehr gut alles bewältigen und im Endeffekt war alles einfacher als gedacht.
Meine Tipps
Wenn ich Tipps an künftige Praktikant*innen oder Freiwillige geben darf, dann diese:
- Seid offen für alles, was euch begegnet, auch wenn es vielleicht anders oder schwierig erscheint. 😊
- Erlebt so viel wie möglich! Auslandsaufenthalte sind dazu da, aus sich herauszukommen und vieles zu entdecken, anstatt im Haus zu bleiben und nur die Arbeit zu verrichten. Die Menschen hier in Plett sind unglaublich toll und alles ist zudem sehr günstig – zumindest für uns Europäer.
- Holt euch einen Mietwagen, die sind relativ günstig und ihr seid unabhängiger.
- Ach ja, bevor ihr eure Kreditkarte in einen ATM schiebt, vergewissert euch vorher, dass kein loadshedding ist. Auf diesem Wege habe ich nämlich meine Kreditkarte verloren und das an meinem ersten Tag. Kein tolles Gefühl kann ich euch sagen. 😉
Fazit
Das Praktikum und das Leben in Plettenberg Bay waren unglaublich bereichernd für mich. Ich bin über mich hinausgewachsen, habe viele unterschiedliche Menschen kennenlernen dürfen, die ich heute als meine Freunde zähle und viele Punkte von meiner persönlichen Bucket-Liste abhacken können. Plettenberg Bay, oder Plett, wie die Einheimischen sagen, ist mir sehr ans Herz gewachsen. Es ist mein zweites Zuhause geworden und ich werde wiederkommen. Es gibt viele Menschen, die mit mir zusammen in der Organisation gearbeitet haben und nach ihrer Zeit nochmal wiedergekommen sind oder es fest vorhaben. Einer der Einheimischen hat einmal zu mir gesagt, dass Plett ein Ort ist, der dafür sorgt, dass man nicht mehr weg möchte bzw. wieder zurückkommt. Und genau das finde ich auch!
Viele weitere Eindrücke von Mirijams Erfahrungen in Südafrika findest du auf ihrem Instagramm Kanal: @mirijampflugradt
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