09 Mai Freiwilligendienst Marketing und Fundraising
Erfahrungsbericht von Yasmin, Berufstätige: Freiwillige in einem Zentrum für Gewaltprävention von Oktober bis Dezember 2018
Nach ihrem Studium der Kommunikationswissenschaften an der Friedrich-Otto Universität Bamberg, arbeitete Yasmin in einem Verlag sowie in einer Werbeagentur in München. Dann packte sie das Reisefieber und der Wunsch, ihre Fähigkeiten in den Dienst eines gemeinnützigen Projektes zu stellen. Dies tat sie in Kapstadt für ein Zentrum für Gewaltprävention, wo sie das Marketing und Fundraising Team für 8 Wochen tatkräftig unterstützte.
Hier berichtet sie von ihren Erfahrungen:
Warum hast du dich für einen Freiwilligendienst in Südafrika entschieden? Welche Ziele hattest du dir für deinen Aufenthalt gesteckt, welche Erfahrungen hast du dir erhofft?
Tapetenwechsel ist hier mit Sicherheit das richtige Stichwort. Ich hatte den Drang etwas Sinnvolles zu tun und wollte herausfinden, ob es wirklich dieses zufriedene Gefühl in mir auslöst, dass ich mir zuvor immer vorgestellt habe.
Wie sah ein typischer Arbeitstag im Projekt aus? Mit welchen Aufgaben wurdest du betraut?
Ich habe das Zentrum hauptsächlich im Bereich Marketing und Fundraising unterstützt, da bisher keine Stelle für diesen Bereich geschaffen werden konnte. In der Regel habe ich gegen 8.30 Uhr meinen Arbeitstag begonnen und bis 16 Uhr gearbeitet. Die meiste Zeit davon war ich im Headquarter. Durfte aber auch zu Workshops / HIV Testings in die Townships mit oder war bei fachlichen Veranstaltungen wie Vorträgen dabei.
Wie hat dir dein Freiwilligendienst gefallen? Hast du deine Ziele erreichen können?
Die Zeit beim Zentrum für Gewaltprävention war unbezahlbar, da ich sehr viel neues, vor allem über mich erfahren durfte. Das befriedigende Gefühl etwas Sinnvolles zu leisten, auch wenn es noch so klein ist, hat sich bereits in dieser kurzen Zeit bestätigt.
Was waren die Highlights? Was war schwierig?
Meine Highlights waren definitiv die 25jährige Jubiläumsfeier von MOSAIC, die ich mitorganisiert habe. Zudem habe ich mit einer Kollegin ein Pilotprojekt gestartet und Filminterviews mit ehemaligen Opfern geführt, die MOSAIC bis heute begleitet. Ich habe mein erstes eigenes Fundraising Projekt gestartet, wo tatsächlich auch erste Spenden gesammelt wurden, die direkt an die Organisation gehen. Das größte Highlight aber war definitiv mein Team, dass ich bereits in der kurzen Zeit ins Herz geschlossen habe und das meine Zeit in Südafrika sehr bereichert haben.
Wie waren das Arbeitsklima und die Betreuung durch den Arbeitgeber?
Durch und durch südafrikanisch im „Kapstadtstil“. Entspannt, meistens mit einem Lachen und Musik in den Ohren und sehr herzlich.
Jetzt, am Ende deiner Mitarbeit, würdest du sagen, dass du ein besseres Verständnis vom Leben und Arbeiten in Südafrika sowie aktuellen gesellschaftspolitischen Herausforderungen hast?
Allgemein war es anfangs schwierig zu verstehen und zu akzeptieren, dass die Gewalt, die dieses Land mit sich bringt, derzeit nicht unter Kontrolle gebracht werden kann. Jeder kann seinen Teil beitragen aber um erste Erfolgsergebnisse zu sehen, braucht man sehr viel Geduld und Zuversicht.
Überrascht hat mich, dass das Zentrum keine wirklich verantwortliche Person für den Bereich Marketing hat. Dabei besteht hier dringender Bedarf und man könnte so viel mehr machen. Leider fehlen hier die finanziellen Mittel. Das Zentrum ist dringend auf Spenden angewiesen und kann aus diesem Grund qualifizierte Mitarbeiter nicht halten.
Welches sind die wichtigsten Erfahrungen und Eindrücke, die du aus deiner Zeit in Südafrika mitnimmst?
Der Vibe trotz, dass Südafrika alles andere als paradiesisch ist, wenn man von sozialgesellschaftlichen sowie wirtschaftspolitischen Themen spricht. Südafrika hat mich dennoch mit seiner Natur und Offenheit inspiriert und in seinen Bann geschlossen.
Was hat dir am Leben in Südafrika gefallen, was war schwierig?
Gefallen hat mir vor allem die Nähe zu Natur, die Menschen, die ich kennenlernen durfte und das Eintauchen in so viele unterschiedliche Kulturen.
Schwierig war für mich zu akzeptieren, dass man nicht allen Menschen helfen kann und das Land wieder verlassen zu müssen.
Auto und Transport: Was empfiehlst du anderen in Bezug auf ein Auto?
Ich hatte über die komplette Zeit meines Aufenthalts ein Auto und würde dies auch jedem empfehlen. Man ist dadurch um einiges flexibler.
Wie hast du das Thema persönliche Sicherheit und Kriminalität empfunden? Was würdest du anderen Praktikanten und Freiwilligen dazu raten?
Ich kam während meines gesamten Aufenthalts in keine brenzlige Situation. Meine persönliche Meinung ist: So lange man sich an gewisse Regeln hält, ist man sicher. Passieren kann überall was. Dafür muss ich nicht erst nach Südafrika reisen. Dennoch sollte man sich bewusst sein, dass Südafrika nicht Deutschland ist und man, was die eigene Bewegungsfreiheit angeht, eingeschränkter ist und mehr aufpassen sollte.
Wie hast du gewohnt und wie hat es dir gefallen?
Ich habe in Observatory gelebt und würde es jederzeit wieder tun. So gut hat es mir dort gefallen!
Hast du in Südafrika eine Reise unternommen? Wenn ja, wie und wohin bist du gereist, und wie hat es dir gefallen? Was würdest du anderen zu diesem Thema empfehlen?
Ich war nach meinem Aufenthalt in Kapstadt noch zwei Wochen, unter anderem auf der Garden Route und im Kruger Nationalpark sowie im Blyde River Canyon und würde es so genau wieder tun.
Die Betreuung durch das live&learn vor der Abreise und vor Ort: Wurdest Du gut vorbereitet (Arbeitsstelle, Visa, Lebenssituation)? War das Team auch in Kapstadt gut erreichbar?
Ich wurde sehr gut und ausreichend informiert. Antje hat sich sehr viel Zeit genommen, um meinen Fragen, Bedürfnissen und Wünschen gerecht zu werden.
In Kapstadt wurde ich sehr herzlich empfangen und habe dann dort mein eigenes Ding gemacht. Allerdings waren sowohl Antje als auch Alex immer erreichbar, sofern ich Fragen hatte oder den ein oder anderen Insidertipp haben wollte.
Warum hast du dich für live&learn entschieden? Haben wir deine Erwartungen erfüllt oder hast du deine Entscheidung bereut?
Das war Zufall. Antje hat mir relativ schnell angeboten, dass wir telefonieren. Das war für mich nochmal sehr hilfreich, um klar zu vermitteln, was genau ich suche und was nicht. Antje hat sich sehr viel Zeit für mich genommen und mir auch mehrere Vorschläge gemacht.