01 Aug Erfahrungsbericht: Freiwilligendienst Fußball in Kapstadt
Erfahrungsbericht von Leo, 18: Freiwilligendienst Fußball in Kapstadt, Südafrika
Leo wollte sich nach dem Abitur eine Auszeit nehmen, um etwas von der Welt zu sehen und sich beruflich zu orientieren bzw. zu überprüfen, ob seine Idee, Sport und Sportmanagement zu studieren tatsächlich zu ihm passt. Als begeisterter Fußballer mit ersten Erfahrungen als Coach bot die Mitarbeit bei der Hout Bay United Football Community (HBUFC) in Kapstadt eine perfekte Einsatzmöglichkeit. Die Mitarbeit und die einschlägigen Erfahrungen, die er dort sammeln konnte, haben ihn nicht nur in seiner Berufswahl bestärkt, sondern haben auch dazu geführt, dass er an der ISDE, einer Privathochschule in Barcelona einen der begehrten Studienplätze für den Bachelor Studiengang Sportmanagement erhalten hat.
Hier teilt er seine Erfahrungen:
Meine Motivation
Ich war gerade mit meinem Abitur fertig geworden und fühlte mich noch nicht bereit, mit dem Studium anzufangen. Ich suchte also nach etwas, womit ich meinem Verlangen nach dem Reisen, aber auch meiner Leidenschaft im Sport nachgehen konnte. Da sprach mich das Angebot, zum HBUFC in Hout Bay/Kapstadt zu gehen, sehr an. Vorgenommen für den Aufenthalt hatte ich mir neue Freundschaften zu schließen, einen Einblick in das Arbeitsfeld rund um den Sport zu bekommen und vor allem dem Verein weiterzuhelfen. Dadurch, dass die Praktikumsstelle mit meinen Interessen vollkommen übereinstimmte, waren die Erwartungen meinerseits riesig – und ich sollte nicht enttäuscht werden.
Meine Aufgaben
Mein Arbeitsplatz war fast ausschließlich das Fußballfeld. Ich habe mit einem weiteren Freiwilligen aus Deutschland eine U6 Mannschaft übernommen, mit welcher wir dreimal die Woche am Nachmittag trainiert haben. U6 ist die jüngste Altersstufe gewesen, mit Spielern von 3 bis 6 Jahren. Eine Trainingseinheit hatte also nicht immer nur mit Fußball, sondern auch viel mit spiellustigen Sperenzchen der Kinder zu tun, was uns ganz schön auf Trapp gehalten hat. Nach dem U6 Training wurde ich dann häufig noch gefragt in den älteren Jugendmannschaften für einen kranken oder verhinderten Trainer einzuspringen und habe dies natürlich immer gerne gemacht. An den Wochenenden war es dann immer Zeit für Turniere. Nahezu jedes Wochenende ging es mit dem großen Mannschaftsbus und einer Schar von Kindern zu den begehrtesten Turnieren des Landes, wie zum Beispiel dem Kapstadt-Cup. Hier half ich beim Aufbau des Team-Campuses, aber vor allem bei der Betreuung und dem Coaching der Mannschaften.
Wie war die Arbeitsatmosphäre im Projekt? Hast du dich gut betreut und geschätzt gefühlt?
Insgesamt habe ich mich beim Verein und allen Beteiligten sehr wohl gefühlt. Zu Beginn war es für mich, und ich glaube die anderen Freiwilligen auch, etwas schwierig reinzukommen, aber diese Startschwierigkeiten haben sich schnell verbessert. Man musste selbstverständlich auch erstmal mit den vielen neuen Leuten, die man dort kennengelernt hat, reinkommen, aber dadurch, dass jeder so freundlich und offen war, fiel mir dies nicht allzu schwer. Auch in meiner Unterkunft habe ich mich früh sehr wohl gefühlt, dadurch dass dort eine tolle Konstellation zwischen Freiwilligen, Spielern, Vereinsmitarbeitern und auch Mitbewohnern ohne Bezug zum Verein geschaffen wurde.
Meine Highlights
Da es in meinen drei Monaten in Südafrika so viele außergewöhnliche, großartige und neue Erlebnisse gab, ist es natürlich nicht einfach eins davon hervorzuheben. Das Training und die Spieltage mit der Herrenmannschaft, die Ausflüge an wunderschöne Orte, das Kennenlernen der Townships, aber vor allem die Zusammenarbeit mit den Kindern war für mich sehr prägend. Jeden Tag kamen strahlende Kinder auf dich zugelaufen und waren einfach glücklich mit dir zu trainieren, das hat jeden Tag sehr besonders und schön gemacht. Als mein außergewöhnlichstes Erlebnis würde ich daher den Kapstadt-Cup-Sieg der U11 Mannschaft nennen. Zwei volle Tage beim Erstligaverein Cape Town City FC und die Finalspiele im Athlon-Stadion haben nicht nur die spielenden Kinder, sondern auch mich und die anderen Betreuer und Coaches sehr beeindruckt und waren ein herausragendes Erlebnis mit einem erfolgreichen Abschluss.
Konntest du deine persönlichen Ziele erreichen?
In das Praktikum startend habe ich mir keine großen Ziele gesetzt, von Woche für Woche kam ich allerdings immer mehr in das Projekt rein und habe begonnen, mir kleine persönliche Ziele zu setzen. Zum Beispiel bezogen auf das Coaching wurde es für mich immer interessanter bei den älteren Jugendmannschaften zu helfen und zu trainieren und dort als Trainer kleine Erfolge zu feiern. Als ich und ein weiterer Freiwilliger dann zu einem U11 Turnier als alleinige Coaches zugeteilt wurden, war natürliches das größte Ziel den IMTY-Cup zu gewinnen. Und das taten die Jungs dann auch, dass hat einen schon sehr stolz gemacht.
Perspektivenwechsel: Wie hat sich dein Bild von Südafrika verändert, bzw. wie hast du dir vor deiner Zeit in Südafrika das Land vorgestellt und was ist anders?
Bevor ich nach Südafrika bin, habe ich das Land größtenteils mit der Weltmeisterschaft 2010 verbunden, viel mehr Gedanken habe ich mir darüber nicht gemacht. Ich wusste, dass Kapstadt eine schöne Großstadt ist, wie viele Facetten diese Stadt jedoch hat, wusste ich nicht. Vor allem bezogen auf die Townships hat sich mein Bild von Südafrika sehr verändert. Als man diese Townships mal in der Schule thematisiert hatte, waren das Bilder, mit denen man nicht viel anfangen konnte, da eine solche Armut in Deutschland unvorstellbar ist. Wenn man allerdings Kinder, Mitspieler oder auch neue Freunde aus diesen Townships kennenlernt nimmt einen das schon mit. Mittlerweile sind es keine bedeutungslosen Bilder mehr, sondern man denkt an die vielen Schicksale von Hungersnot oder Kriminalität und Gewalt, zu denen man für sich selbst nun Gesichter und eine Beziehung hat.
Hat sich dein Blick auf Deutschland geändert, wenn ja, was siehst du jetzt anders?
Mein Leben in Deutschland hat sich insofern verändert, dass ich mittlerweile sehr darauf achte, wie ich mit meinem Verbrauch umgehe. Ich kaufe bedachter ein, gehe besser mit Lebensmitteln um und bringe alte Klamotten zu second-hand Läden oder zu den Altkleidern anstatt sie einfach in meinem Schrank liegen zu lassen.
Hat dich deine Mitarbeit im Projekt für deine Berufswahl / beruflichen Werdegang inspiriert?
Tatsächlich hat mich das Praktikum sehr in meinem beruflichen Werdegang inspiriert. Ich habe gesehen, dass Sport für viele Menschen einfach so viel mehr als nur ein Hobby ist, was meine Bindung zum Sport einfach nochmal verstärkt, und im Endeffekt dazu geführt hat, dass ich kommenden September mit einem Sport-Management Studium beginne.
Gibt es etwas, was du dir anders vorgestellt hast oder dir anders gewünscht hättest?
Es ist schwer zu glauben, wenn ich es so sage, aber ich habe mir meine Zeit in Südafrika genauso gewünscht und vorgestellt, wie sie im Endeffekt eingetroffen ist. Ich war, und bin immer noch sehr glücklich, wie alles abgelaufen ist.
Wie hast du die Corona Situation in Südafrika empfunden?
Ich habe von Corona in Südafrika nichts mitbekommen – keine Infektionen, keine Masken und keine Quarantäne, weshalb ich durch Corona überhaupt nicht eingeschränkt war.
Meine Unterkunft
Meine Wohnsituation war sehr gut. Ich habe mit einem weiteren deutschen Freiwilligen auf einem Hof in einem Zimmer gewohnt. Auf diesem Hof wohnten verschiedenste Menschen aus Südafrika mit denen wir alle sehr gut zurechtgekommen sind und jeden ersten Sonntag des Monats auch groß gegrillt haben. In unserem Haus auf dem Hof wohnten neben uns beiden deutschen auch noch ein südafrikanischer Student, ein Spieler des Herrenteams und später auch noch ein niederländischer Freiwilliger. Die Stimmung in unserem Haus war immer sehr harmonisch und vor allem mit dem Spieler, Pattie, sind wir richtig gute Freunde geworden.
Gibt es Tipps, die du an zukünftige Freiwillige und Praktikanten weitergeben möchtest?
Mein Tipp für kommende Freiwillige ist es definitiv offen und bereitschaftsfreudig an die Leute und die Arbeit ranzugehen. Auch wenn es am Anfang etwas schwierig wirken mag, nach spätestens zwei Wochen hat man sich super eingefunden und kann die Zeit vor Ort sehr genießen. Je offener du bist, desto offener ist auch jeder um dich herum.
Die Betreuung durch das live&learn: Was hat dir an der Beratung und Betreuung vor Ausreise und vor Ort gefallen? Welche weitere Unterstützung oder Informationen wären hilfreich gewesen?
Ich hätte mir die Hilfe und Betreuung von live&learn bei meinem Praktikum nicht besser vorstellen können. Sowohl bei meiner Vorbereitung in Deutschland als auch während meiner Zeit vor Ort hatte man mit Antje und Alexander rund um die Uhr jemanden, den man etwas fragen oder um Hilfe bitten konnte. Der Kontakt war einfach über WhatsApp geregelt. Vor Ort gab es dann nicht nur eine persönliche Stadttour mit Alexander, sondern auch alle drei Wochen ein Treffen mit Antje, Alexander und den Freiwilligen von live&learn aus Kapstadt und Umgebung, bei welchen man auch außerhalb des eigenen Projekts Kontakte schließen konnte.
Abschließend kann ich noch hinzufügen, dass das Praktikum von live&learn beim HBUFC bei meiner Bewerbung für die Uni sehr hohes Ansehen bekommen hat und im Endeffekt sogar als großer Bestandteil dazu führte, dass ich einen Studienplatz im Ausland erhalten habe.
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