18 März Erfahrungsbericht: Auslandspraktikum Grundschullehramt Südafrika
Erfahrungsbericht von Tugba und Carolin: Auslandspraktikum Grundschule in Südafrika
Tugba und Carolin studieren Grundschullehramt an der Pädagogischen Hochschule Weingarten und hatten die Möglichkeit, eines ihrer Praktika im Ausland zu absolvieren. Sie entschieden sich für die Mitarbeit an der Grundschule eines Bildungsprojektes bei Kapstadt.
Hier erzählen sie von ihren Erfahrungen:
Meine Motivation
Tugba: Die Entscheidung, ein Praktikum in Südafrika zu machen, war vor allem von meinem Wunsch motiviert, als angehende Lehrkraft unterschiedliche Bildungssysteme kennenzulernen. Ein Praktikum war im Rahmen meines Masterstudiums vorgesehen, daher wollte ich dieses unbedingt im Ausland an einer Schule absolvieren um die dortigen Bildungssysteme, Unterrichtssysteme etc. näher kennenlernen zu können. Ich wollte neben meinen beruflichen Erfahrungen die ich dort sammeln konnte, auch mich selbst weiter entwickeln und meine sozialen Kompetenzen erweitern und lernen, wie man sich in einem internationalen Team zurechtfindet.
Carolin: Im Rahmen meines Studiums als Grundschullehrkraft habe ich mich bewusst für das absolvieren des Professionalisierungspaktikums in Südafrika entschieden. Südafrika ist ein Land das mich mit seiner kulturellen Vielfalt, seiner Geschichte und seiner beeindruckenden Landschaft schon immer fasziniert hat. Gleichzeitig wollte ich die Gelegenheit nutzen, eine neue Perspektive auf das Land und die Arbeit in einem anderen kulturellen Kontext zu gewinnen. Mein Ziel war es, nicht nur praktische Erfahrungen in der Arbeit mit Kindern zu sammeln, sondern auch meine sozialen und interkulturellen Kompetenzen zu erweitern. Ich wollte lernen, wie Bildung in einem anderen Land funktioniert, und verstehen, wie man mit unterschiedlichen Herausforderungen – sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene – umgeht. Ich habe mir erhofft, authentische Begegnungen mit Menschen vor Ort zu erleben, meinen eigenen Horizont zu erweitern und eine stärkere Wertschätzung für unterschiedliche Lebensweisen zu entwickeln. Außerdem war es mir wichtig, einen Beitrag zu leisten, sei es durch kleine Unterstützungen im Projekt oder einfach durch meine Zeit und Aufmerksamkeit.
Aufgaben
Tugba: Mein Praktikum fand an der Hope and Light Schule statt, welche uns Praktikanten sehr herzlich und freundlich empfangen und aufgenommen hat. Die Schule finanziert sich aus Spendengeldern, weshalb die dortigen Ressourcen begrenzt sind und man seine Kreativität täglich freien Lauf lassen muss. Zu meinen Aufgaben gehörten:
- die Unterstützung der Lehrkräfte, insbesondere der Klasse R und Klasse 4. Da ich mein Praktikum im letzten Term absolvierte, standen die Schüler und Schülerinnen kurz vor ihren Prüfungen, weshalb inhaltlich im Unterricht nicht mehr viel durchgeführt wurde.
- die Unterstützung der Verwaltung mit einem D6 Projekt, indem die Schülerakten digitalisiert wurden.
- die Unterstützung bei der Planung und Durchführung von Projekten wie dem Water Fun Day sowie ein Ausflug zu einem Erdbeerpflückfeld
Carolin: Ich habe die folgenden Aufgaben unterstützt:
- Grade R bei ihrem Alltag begleitet, Bücher vorgelesen, mit ihnen in der Pause gespielt, den Lehrkräften geholfen, Lernmaterial vorzubereiten und zu organisieren, einzelne Kinder individuell gefördert
- Mithilfe bei der Digitalisierung D6
- Mithilfe beim Christmas Play, Erstellung der Programmhefte, Powerpoint
Highlights
Tugba: Ich denke zu meinen schönen Erlebnissen zählt unter anderem der Ausflug, den wir zusammen mit den zwei R Klassen durchgeführt haben. Wir durften die Klasse R zu ihrem Ausflug auf die Strawberry Farm begleiten und mit ihnen zusammen Erdbeeren pflücken.
Carolin: Das schönste Erlebnis war definitiv das Kennenlernen der Kinder. Sie haben so eine ansteckende Lebensfreude und Offenheit, die mich jedes Mal aufs Neue berührt hat. Es war unglaublich, wie sie direkt auf mich zukamen, mich umarmten und herzlich begrüßten, selbst an Tagen, an denen ich müde oder nachdenklich war. Besonders schön war es, wenn sie vor Begeisterung strahlten, während wir gemeinsam spielten oder wenn sie voller Stolz ihre verrücktesten Geschichten erzählten. Diese unbeschwerten Momente voller Lachen und Freude haben mir nicht nur den Alltag versüßt, sondern auch gezeigt, wie wichtig es ist, präsent zu sein und die kleinen Dinge im Leben zu schätzen.
Perspektivenwechsel: Hat sich mein Bild von Südafrika und mein Blick auf Deutschland verändert?
Tugba: Vor meinem Aufenthalt hatte ich kein konkretes Bild von Südafrika. Ich lies mich also vor meiner Anreise überraschen und ich muss sagen, ich war sehr überrascht, als ich dort ankam. Ich habe während meines Aufenthaltes sehr viel erleben dürfen und die Vielfältigkeit von Südafrika hat mich sehr überrascht und tief beeindruckt. Ja, mein Blick auf Deutschland hat sich verändert. Ich schätze die soziale Absicherung und das relativ hohe Niveau der öffentlichen Infrastruktur jetzt viel mehr. Es gibt Dinge, die ich in Deutschland als selbstverständlich betrachtet habe – wie beispielsweise das Gesundheitssystem oder die Bildungseinrichtungen –, die in Südafrika nicht überall in gleicher Qualität vorhanden sind. Gleichzeitig habe ich durch die Offenheit und die Lebensfreude der Menschen in Südafrika gelernt, auch in schwierigen Umständen das Positive zu sehen und das Leben zu schätzen.
Carolin: Vor meiner Zeit in Südafrika habe ich das Land vor allem durch Medienberichte als gefährlich und geprägt von Armut und Kriminalität wahrgenommen. Vor Ort habe ich jedoch schnell gemerkt, dass Südafrika unglaublich vielfältig ist – sowohl kulturell als auch landschaftlich. Die Herzlichkeit der Kinder haben mich beeindruckt. Natürlich gibt es Herausforderungen, aber auch viel Positives, das man oft nicht in den Nachrichten sieht. Durch meinen Aufenthalt in Südafrika habe ich Deutschland neu schätzen gelernt, besonders die funktionierende Infrastruktur und das Sozialsystem. Dinge wie öffentliche Verkehrsmittel, Mülltrennung und der Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung erscheinen mir jetzt viel wertvoller. Gleichzeitig sehe ich aber auch, wie privilegiert wir in Deutschland leben und wie wichtig es ist, dieses Privileg bewusst zu nutzen.
Was möchte ich mir beibehalten?
Tugba: Eine Sache die ich mir beibehalten möchte ist, als künftige Lehrkraft auch mit wenig Material/Ressourcen das bestmöglichste rauszuholen und kreativer zu werden.
Carolin: Ich habe mir angewöhnt, spontaner zu sein und offener auf Menschen zuzugehen. Diese Gelassenheit und Lebensfreude möchte ich auch zu Hause beibehalten.
Inspiration für den beruflichen Werdegang?
Carolin: Ja, die Mitarbeit im Projekt hat mich definitiv in meinem Wunsch bestärkt, Grundschullehrerin zu werden. Besonders die Arbeit mit den Kindern hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, auf ihre individuellen Bedürfnisse einzugehen und wie viel Freude und Inspiration ich aus der Interaktion mit ihnen ziehe. In Südafrika habe ich auch erlebt, wie Bildung Chancen schaffen kann, besonders in herausfordernden sozialen
Kontexten. Das hat meinen Blick darauf geschärft, wie bedeutend meine Rolle als Lehrerin sein kann, um Kindern nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern sie auch in ihrer Persönlichkeit zu stärken. Ich habe außerdem viele kreative Ansätze kennengelernt, um mit knappen Ressourcen zu arbeiten, und diese Denkweise möchte ich in meinen späteren Beruf einbringen. Es hat mir gezeigt, wie wichtig Geduld, Flexibilität und Empathie im Umgang mit Kindern sind – Fähigkeiten, die ich weiterentwickeln möchte.
Unterkunft & Transport
Tugba: Ich habe zunächst eine Woche lang in einer Unterkunft zusammen mit Carolin gelebt, welche direkt am Strand lag und sehr schön war. Die Unterkunft hatte einen Balkon, welcher zum Meer ausgerichtet war, zwar Schlafzimmer, eine Küche, Bad und Wohnzimmer. Zusätzlich stand uns ein Pool zur Verfügung. Nach ca. einer Woche mussten wir in eine andere Unterkunft umziehen, welche für 11 Personen ausgelegt war. Die Räume verteilten sich über zwei Stockwerke. Ich wurde in einem zweier Zimmer untergebracht, welches leider kein Badezimmer besaß. Alle anderen Schlafzimmer waren mit Badezimmern ausgestattet. So mussten wir die Badezimmer unserer Mitbewohner mitbenutzen. Das war in der Regel kein Problem. Wir wurden jeden Morgen von unserer Vermieterin abgeholt und zur Schule gebracht. Sie holte uns auch wieder von der Schule ab und brachte uns wieder zurück zur Unterkunft.
Carolin: Ich habe in einer Zwölfer-WG gewohnt, was eine interessante Erfahrung war. Es war manchmal chaotisch und laut, vor allem weil so viele unterschiedliche Persönlichkeiten und Gewohnheiten aufeinandertrafen. Trotzdem gab es auch viele schöne Momente, wie gemeinsame Abende oder Ausflüge, bei denen man sich besser kennengelernt hat.
Meine Tipps für zukünftige Freiwillige
Tugba: Mein wichtigster Tipp für zukünftige Freiwillige ist, sich gut vorzubereiten und offen für alles zu sein. Südafrika ist ein Land der Kontraste, und es kann herausfordernd sein, sich an neue Gegebenheiten anzupassen. Ein weiterer Tipp ist, die Stadttour und alle anderen Angebote, die zur Orientierung dienen, zu nutzen. Sie sind nicht nur praktisch, sondern geben auch wertvolle Einblicke in die Geschichte und Kultur des Landes. Und schließlich: Nutzt die Gelegenheit, so viel wie möglich von der lokalen Kultur und den Menschen zu lernen – das wird eure Erfahrung enorm bereichern.
Carolin:
- Sei offen und geduldig – viele Dinge funktionieren anders, und das ist in Ordnung.
- Lerne zumindest ein paar Worte in einer lokalen Sprache – das wird sehr geschätzt.
- Nimm dir Zeit, das Land zu erkunden. Es hat so viel zu bieten!
- Stelle viele Fragen, sowohl im Projekt als auch bei Einheimischen – so lernst du am meisten.
- Sei dir bewusst, dass du als Freiwilliger nicht „die Welt retten“ kannst, aber dass auch kleine Beiträge zählen.
Betreuung durch das live&learn Team
Tugba: Die Betreuung durch live&learn war in jeder Hinsicht sehr hilfreich. Die regelmäßigen monatlichen Treffen zum Austausch waren eine wertvolle Unterstützung, um Fragen zu klären und sich mit anderen Praktikanten auszutauschen. Besonders beruhigend war es, immer einen Ansprechpartner zu haben, der über die praktischen Aspekte des Praktikums hinaus auch bei persönlichen Herausforderungen unterstützend zur Seite stand.
Carolin: Die Betreuung durch live&learn war wirklich großartig. Antje hat sich seit Tag 1 immer Zeit genommen, um unsere Fragen zu beantworten und uns bei allen Anliegen zu helfen. Vor der Ausreise wurden wir gut über Südafrika informiert und haben viele hilfreiche Tipps bekommen, die den Start erleichtert haben. Besonders schön fand ich auch die monatlichen gemeinsamen Freiwilligentreffen, die nicht nur für Austausch, sondern auch für ein Gemeinschaftsgefühl gesorgt haben.
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