20 Mai Erfahrungsbericht: Freiwilligendienst Meeresschutz Südafrika
Erfahrungsbericht von Johanna, 18, aus Essen: Freiwilligendienst Meeresschutz in Südafrika
Nach ihrem Abitur am B.M.V. Gymnasium Essen, wollte Johanna sich ihren Kindheitstraum erfüllen und sich für den Schutz von Meerestieren wie Wale und Delfine engagieren. Hier erzählt sie von ihren Erfahrungen bei einer Meeresschutzstiftung an Südafrikas berühmter Garden Route, wo sie sich für 6 Wochen von Anfang Januar bis März 2025 engagierte:
Heyy, ich bin’s, Johanna
Ich habe 2024 mein Abi gemacht und schon seit ich denken kann das Meer und seine Bewohner geliebt. Jetzt, im Februar/März 2025, habe ich mir nach intensiver Planung meinen Kindheitstraum erfüllt und sechs Wochen in Plettenberg Bay, Südafrika als Volunteer bei der Orca Foundation mitgewirkt.
Meine Leidenschaft war schon immer sehr groß, beispielsweise habe ich vor einigen Jahren meinen Tauchschein gemacht und war bereits auf Whalewatching Touren auf Madeira. Da ich aber immer gerne noch mehr darüber lernen und vor allem den Ozeanen etwas zurückgeben wollte, habe ich mich nach einigen Recherchen und Überlegungen ein Projekt in einem anderen Land zu wählen, dann schlussendlich für Südafrika entschieden. Erstens, da ich, anders als über viele andere Reiseziele, über Südafrika noch nicht so viel gehört habe, aber was ich gehört habe klang faszinierend. Zweitens, weil Ägypten, wenn auch eine ganz andere Seite Afrikas, mich damals meine Faszination für den afrikanischen Kontinent hat entdecken lassen.
Tagesablauf und Unterkunft
Gewohnt habe ich mit allen anderen Freiwilligen im Projekthaus von Charlie (einem der Chefs der Orca Foundation). Da zu meiner Zeit eher wenige andere Volunteers da waren, hatten wir super viel Platz in den 2er-4er Zimmern, aber auch mit mehr Leuten wäre das sicherlich super in Ordnung gewesen. Es gab drei Badezimmer, ein Wohnzimmer, eine große Küche und eine Terrasse mit wunderschönem Blick auf die Küste. Es ist theoretisch Platz für bis zu 12 Freiwillige.
Für das Frühstück und Mittagessen waren wir selbst verantwortlich, dafür gab es mehrmals in der Woche eine Einkaufsliste, die wir erstellen konnten, dann wurde alles für uns besorgt. Abends haben wir immer zusammen oben bei Charlie gekocht, da hat jeder einen Wochentag zugeteilt bekommen und es war immer super lecker. Auch als Vegetarierin hatte ich überhaupt keine Probleme. Für eigene Einkäufe o.ä. ist der nächste Supermarkt auch nur 10 min entfernt, außerdem Cafés und andere Shops.
Angst vor Hunden sollte man jedoch besser nicht haben, obwohl die drei Hunde von Charlie super süß sind.
Morgens ging es meist zwischen 7:00/8:00 Uhr los und der Tag endete gegen 14/15 Uhr, was früher war als erwartet. An den Abenden und Wochenenden hatten wir Freizeit, die wir uns mit beliebigen Aktivitäten vertreiben konnten. Der Strand ist beispielsweise in ca. 20-30 min fußläufig zu erreichen. Ich war unteranderem auch ausreiten und Bungee jumpen.
Aufgaben
Die Aufgaben teilten sich unter folgenden Bereichen auf: Robberg Observations, „Ocean Blue Adventures“ Touren begleiten (Guidetraining/ BRUVS), Beach Surveys/Sammeln von Shark eggs , Stingray tagging, River surveys und Gartenarbeit in der Grundschule des Qolweni Townships/ Unterstützung auf der Sabrina’s Farm.
Robberg Observations: Robberg ist eine Halbinsel, ein Naturreservat direkt an Plettenberg angrenzend. Dort hatten wir die Aufgabe uns auf verschiedene Beobachtungsposten zu verteilen und mit Hilfe eines Datenblattes Informationen zum Geschehen auf und im Meer zu sammeln. Dabei ging es hier größtenteils um Haie, aber auch mögliche Rochen, Fischschwärme, Fischer und Boote. Damit waren wir immer ca. 3 Stunden beschäftigt. Die Aussicht ist einfach atemberaubend!
„OBA“ Boat Tours/ BRUVS: Meine persönliche Lieblings Aufgabe war das Mitfahren auf den Booten des Whalewatching Anbieters. Wenn das auf der Agenda stand, hieß es ab auf die Boote und Daten zu Delfinen, Haien und anderen Tieren sammeln. Dazu gehörte beispielsweise das Zählen der Individuen. Außerdem hatten wir die Möglichkeit selbst nach und nach das Guiding (Aufklären der Touris während der Tour) zu übernehmen, dazu gab es außerdem einen Hefter und einen theoretischen Test mit allen nötigen Infos (auf freiwilliger Basis). Häufig haben wir auch sogenannte BRUVS (Unterwasserkamerasysteme mit Köderboxen) an verschiedenen Stellen ins Meer geworfen und uns die entstandenen Videos an Regentagen angeschaut/ sie ausgewertet. Hinzu kamen Aufgaben wie das Reinigen des Aquariums im Shop. Hier ist vielleicht noch anzumerken, dass ich nicht während der Walsaison da war, diese beginnt meist Anfang Juni und endet im Oktober/November. Wer also nicht „nur“ Delfine sehen möchte, der sollte eher im afrikanischen Winter herkommen.
Beach Surveys/ Shark eggs sammeln: Aktives Aufräumen der Strände entlang von „Plett“ gehörte auch zum Programm. Mit Plastiktüten ausgestattet haben wir die Strände bestmöglich vom Müll befreit und an bestimmten Stränden auch nach Hai Eiern gesucht. Bei Strandungen von Robben und anderen Meerestieren haben wir diese ebenfalls dokumentiert. Meistens wurde der Müll dann jedoch nicht direkt weggeschmissen, sondern von uns im Haus sortiert und gewogen, diese Daten gehen dann an andere Meereswissenschaftler*innen. Bei den Hai Eiern lief das ähnlich.
Stingray Tagging: Gemeinsam mit einer Meeresbiologin ging es dabei zum Keurbooms estuary, einer Art Lagune. Mit SUP boards sind wir dann über das Wasser gefahren, immer auf der Suche nach den jungen Stachelrochen, die dort unterwegs sind. Es war manchmal gar nicht so leicht die flinken Rochen zu fangen, weshalb Ausdauer gefragt ist. Wenn wir Erfolg hatten haben wir den Rochen dann gemessen, gewogen und ihn außerdem mit einem Chip ausgestattet, um zu überprüfen, wann/wie lange etc. die Rochen sich dort aufhalten.
River Surveys: Ab und zu waren wir auf dem Keurbooms River mit dem Boot unterwegs und haben nach Robben Ausschau gehalten, die sich ungewöhnlicher Weise manchmal dort aufhalten. Wunderschöne Aussichten und Bootsfahr Unterricht inklusive!
Gartenarbeit/ Unterstützung im Qolweni Township/ auf der Sabrina’s Farm: In der Grundschule von Qolweni haben uns die Kinder immer mehr als herzlich empfangen und wir hatten die Möglichkeit, durch das Anpflanzen von Gemüse Unterstützung im Alltag dieser sehr liebevoll aufgebauten Schule zu leisten. Auch in der Initiative für Kinder mit Behinderung (Sabrina’s Farm), welche ein herzerwärmender Ort mitten im Grünen ist, haben wir durch Gartenarbeit einen Teil beigetragen. Einmal hatten wir sogar die Möglichkeit beim Morgenkreis dabei zu sein und durften selber mit dem Traktor die riesigen Wiesen mähen.
Einmal ging es für uns außerdem für 3 Tage nach Port Elizabeth, zur Pinguin Sanctuary „Sanccob“. Die Volunteers der Orca Foundation helfen dort bei der Reinigung der Gehege und anderen anfallenden Aufgaben. Auch, wenn diese Arbeit vielleicht nicht die spaßigste war, hatte man am Ende der 3 Tage das Gefühl einen produktiven Beitrag geleistet zu haben. Als Belohnung durften wir dann sogar einen Pinguin auf den Arm nehmen.
Alle über den Tag gesammelten Daten haben wir abends in verschiedene Excel Tabellen eingetragen, diese nutzen dann Biologen/Biologinnen für ihre Forschung.
Generell kann ich sagen, dass jede Aktivität wetterabhängig ist, sich Pläne spontan ändern und die Arbeit mit wilden Tieren immer Geduld einfordern kann, was aber keineswegs negativ ist, sondern nur zeigt, dass man es mit freien Lebewesen und einer sich verändernden Natur zu tun hat. Kade (unser Koordinator) hat uns immer wieder auch sehr beeindruckende Orte, wie Wasserfälle oder Wanderwege, gezeigt und wir haben super süße Märkte besucht. Für Stopps in den dort sehr verbreiteten „Farm Stalls“ und einen Kaffee war auch immer Zeit.
Meine Highlights
Mein Highlights waren definitiv jede einzelne Delfin Begegnung, die haben es mir einfach angetan. Ganz besonders war auch der Tag, als wir um fünf Uhr morgens losgefahren sind, um bei Sonnenaufgang unsere Robberg Observations zu starten, die Stimmung an diesem Morgen war so zauberhaft und wir hatten einen perfekten Start in den Tag.
Es gibt aber natürlich noch so viele andere Aktivitäten und Orte zu sehen. Meinen Erfahrungen nach kann ich nur empfehlen ein Auto zu mieten. Es ist das beste Mittel zur Fortbewegung und damit kann man auch ganze Wochenendtrips planen ohne auf Taxis angewiesen sein zu müssen (wie es bei mir der Fall war).
Meine Ziele und Lernerfahrungen
Vor meiner Reise hatte ich die Ziele tolle/inspirierende Menschen kennenzulernen, viel mehr über das Meer und seine Bewohner zu erfahren, ganz viel Zeit auf dem Wasser zu verbringen und in vielen Situationen aus meiner Komfortzone zu treten. Ich würde sagen, diese Ziele habe ich mehr als erreicht und bin unglaublich stolz und dankbar dafür.
Nicht nur das, mich hat diese Zeit auch einen großen Schritt weiter in meiner Studiums Findung gebracht. Ich habe schon länger mit dem Gedanken gespielt den Weg zur Meeresbiologin einzuschlagen, jedoch war ich mir immer unsicher und habe doch zur „sichereren“ Psychologie tendiert. Diese Zweifel habe ich während der Zeit ablegen können und kann sagen, dass ich meinem Herz folgen werde und es mit der Meeresbiologie versuchen möchte.
Gerne möchte ich mich auch zuhause vermehrt über bestimmte Themen rund um das Meer weiter informieren und nehme außerdem eine Große Portion Mut, Selbstbewusstsein, Optimismus und Offenheit gegenüber neuen Lebenssituationen und anderen Menschen mit. Ich habe nochmal stark festgestellt wieviel man in der Natur und in bereichernden Konversationen lernen kann und möchte viel mehr Zeit draußen in der realen Welt erleben und auch immer wieder Dinge alleine wagen. Ganz nebenbei habe ich durch eine andere Freiwillige Spaß am häkeln gefunden :).
Es gibt aber natürlich noch so viele andere Aktivitäten und Orte zu sehen. Meinen Erfahrungen nach kann ich nur empfehlen ein Auto zu mieten. Es ist das beste Mittel zur Fortbewegung und damit kann man auch ganze Wochenendtrips planen ohne auf Taxis angewiesen sein zu müssen (wie es bei mir der Fall war).
Eindruck von Südafrika und Blick auf Deutschland
Für mich ist Südafrika das Land mit den meisten Kontrasten, in dem ich bisher war. Sowohl die Natur, als auch die Kultur/ die Lebensumstände haben mich total überwältigt. Ich muss sagen, dass ich mir Südafrika schon ziemlich so vorgestellt habe, wie es dann schlussendlich war, aber das alles mit den eigenen Augen zu sehen war nochmal etwas ganz anderes. Von Bergen, Wäldern, Feldern, Traumstränden, endlosen Weiten und unberührter Natur, bis hin zu schönen Gassen und dem pulsierenden Kapstadt. Einmal alles dabei, obwohl ich ja „nur“ entlang der Garden Route unterwegs war.
Ganz besonders haben mich die Lebensbedingungen in den Townships, besonders in Kapstadt, zum Nachdenken gebracht. Obwohl ich so gut wie nur positive und schöne Begegnungen hatte, werde ich sehr demütig, wenn ich sehe wie privilegiert ich hier in Deutschland leben darf. Mir ist nochmal sehr bewusst geworden, dass ich genau so ein Mensch bin wie jeder andere und wie unglaublich unfair das Leben in anderen Teilen der Welt sein kann. Dennoch habe ich das Gefühl, dass viele Menschen vor Ort gar nicht so sehr auf das Negative fokussiert sind, was mich sehr inspiriert hat.
Die offene und lockere Art der Südafrikaner*innen hat auf mich abgefärbt…no hurries and no worries in South Africa, wie unser Koordinator immer gesagt hat.
Tipps für zukünftige Freiwillige
Macht euch keinen Stress, alles was wichtig ist wird euch genau erklärt und falls ihr beispielsweise noch nicht so sicher im Englischen seid, da kommt man super schnell rein! Es wird, besonders am Anfang nicht sehr viel von euch erwartet, vor allem bei Dingen, die man noch gar nicht wissen kann. Bringt (irgendwie logisch) Interesse am Meer mit und seid offen neue Dinge auszuprobieren. Auf Verbesserungsvorschläge oder Wünsche sind die Leute vor Ort immer super lieb eingegangen.
Bequeme Schuhe/Kleidung, Regenjacke, Sonnenbrille, Kappe, einen Buff, Trinkflasche, Brotdose, eine gute (Handy)kamera, ein Rucksack und was zu schreiben (Tagebuch für Erinnerungen), waren für mich denke ich mit die wichtigsten Sachen. Es kann auch im Sommer ziemlich frisch auf den Booten werden!
Unterstützung durch live&learn
Zum Abschluss möchte ich ein riesiges Dankeschön an das live&learn Team aussprechen, welches mich optimal auf meine Zeit in Südafrika vorbereitet hat.
Durch einige Zoom Meetings, die super umfangreichen Checklisten und Infoblätter und eine tolle Betreuung von Sina in Deutschland und Antje während meinem Aufenthalt in Südafrika, habe ich mich immer bestens informiert und aufgehoben gefühlt. Es gibt wirklich absolut nichts auszusetzen und ich bin super glücklich, diese Reise mit euch geplant zu haben!
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