16 Dez Erfahrungsbericht: Lehramt Praktikum Sport in Südafrika!
Erfahrungsbericht von Line, 26, aus Oldenburg: Lehramt Praktikum Sport in Südafrika
Line studiert Sport und Englisch im Masterstudiengang Lehramt an der Carl-von-Ossietzky Universität Oldenburg. Als Teil ihres Englischstudiums ist ein 12-wöchiger Auslandsaufenthalt vorgesehen. Als begeisterte Fußballerin bot die Mitarbeit bei der Hout Bay United Football Community (HBUFC) in Kapstadt eine perfekte Einsatzmöglichkeit. Hier teilt sie ihre Erfahrungen:
Meine Motivation
Ich habe mich für ein Praktikum/Freiwilligendienst in Südafrika entschieden, da ich aufgrund meines Anglistikstudiums einen Auslandsaufenthalt in einem Land aufweisen muss, in dem Englisch als Erst- oder Zweitsprache verwendet wird. Südafrika als konkretes Reiseziel wählte ich aus dem Grund, dass ich etwas für mich komplett Neues, Anderes kennenlernen wollte, dass mich aus meiner deutschen Blase herausholt, um eine andere Sichtweise auf die alltäglichen Dinge zu erlangen. Meine Ziele bezogen sich auf die Verbesserung meiner Englischkenntnisse, auf eine nachwirkende Mitarbeit an einem Verein, der sich für das Zusammenbringen unterschiedlicher Gemeinschaften mit dem Instrument Fußball einsetzt, sowie das Eintauchen und Kennenlernen einer neuen Kultur mit neuen Menschen und einer neuen Umgebung, von der/denen ich sowohl über mich als auch über sie etwas lernen kann. Ich habe mir von diesem Auslandsaufenthalt erhofft, dass ich einschneidende Erlebnisse/Erfahrungen mit den Menschen vor Ort sammle, in denen ich ihre Lebensweise, Probleme sowie Kultur kennen- und verstehen lerne. Darüber hinaus hoffte ich in der Kommunikation mit den Menschen vor Ort Sicherheit im Umgang mit der Sprache Englisch zu gewinnen und diese zielgerecht einsetzen zu können. Außerdem war es mir wichtig die umwerfende Natur, die Kapstadt zu bieten hat, zu erkunden und die Schönheit dieses Ortes aus nächster Nähe zu erfahren.
Meine Aufgaben
Meine Aufgaben bezogen sich überwiegend auf den fußballerischen Bereich, sodass ich die u10-Mädchen trainierte und unterstützend im Coachingbereich der Damen tätig war sowie selbst dort spielte. Im Bereich des Mädchenfußballs hatte ich zusammen mit einer jungen engagierten Trainerin die Aufgabe das Fußballtraining zu gestalten, die jungen Spielerinnen während Punktspielen zu begleiten und coachen sowie Trainingseinheiten nachzubereiten. Meine Tätigkeit bei der Damenmannschaft umfassten einzelne Elemente aus dem Coachingbereich sowie die Betreuung der Spielerinnen während Spielen, Turnieren und Workshops. Im Verlaufe der Zeit fokussierte sich meine Aufgabe im Damenbereich darauf als weibliche Ansprechpartnerin zu fungieren, mit der die Spielerinnen nicht nur fußballerische Angelegenheiten, sondern auch in persönliche Dingen besprechen konnten. Dies schaffte für mich die Möglichkeit einen näheren Einblick in das Teamgefüge sowie den Mannschaftszusammenhalt zu erhalten. Durch diese Erkenntnisse konnten in Absprache mit dem Trainerteam Maßnahmen sowie Entwicklungspunkte besprochen werden, um das Team zu stärken. In Gesprächen mit dem Cheftrainer, Cotrainer oder Teammanager lag meine Aufgabe auch darin Punktspiele nachzubereiten, taktische Aspekte anzusprechen, um daraus Ziele für die nachfolgenden Trainingseinheiten und Spiele zu formulieren.
Neben meinen Tätigkeiten im fußballerischen Bereich, durfte ich zudem Aufgaben im sozialen Bereich wahrnehmen. Mit weiteren Freiwilligen bekam ich die Möglichkeit am „Greenlight-Projekt“ teilzunehmen, das zum Ziel hatte einen umfassenden Einblick in die Lebensumstände der Spieler:innen via Interviews zu erhalten. Zur Durchführung dieser Interviews trafen wir uns mit den Spieler:innen in den anliegenden Townships Hangberg und Imizamo Yethu Zuhause und befragten sie zu verschiedenen Themen, die beispielweise die familiäre Situation, Gesundheit oder Umwelt betrafen. Mittels dieser Interviewreihe konnten wir sehen, welche Lebensbereiche für die Spieler:innen herausfordernd oder problematisch waren. Außerdem stellte der HBUFC eigene Bildungsangebote, wie die „Sunday-School“ bereit, um junge Spieler:innen in ihren Schulaufgaben sowie -leistungen zu unterstützen. Meine Aufgabe umfasste in diesem Bereich die Kinder als Tutorin beiihren Hausaufgaben behilflich zu sein und ihnen grundlegende Lernstrategien zu vermitteln.
Wie war die Arbeitsatmosphäre im Projekt? Hast du dich gut betreut und geschätzt gefühlt?
Zu jeder Zeit habe ich mich im Projekt sehr wohl und gut integriert gefühlt. Die Menschen, mit denen ich zusammengearbeitet habe, empfingen mich vom ersten Tag mit offenen Armen, sodass die Zusammenarbeit stets respektvoll und wertschätzend war.
Was war dein schönstes oder außergewöhnlichstes Erlebnis?
Ein einziges Erlebnis hervorzuheben, fällt mir tatsächlich schwer. Es waren vor allem die vielen Gespräche mit den Spielerinnen, in denen sie sich gegenüber mir öffneten, ihre Träume und Probleme offenbarten und mir somit ein grundlegendes Vertrauen entgegenbrachten. Außerdem war jeder Moment, in denen sowohl die kleinen als auch großen Fußballspielerinnen ihre Wertschätzung für meine Arbeit mitteilten einfach überwältigend. Wenn ich ein Erlebnis hervorheben müsste, wäre es das einzige und letzte Spiel, das ich zusammen mit den Damen bestreiten durfte. Obwohl ihre Saison bereits beendet war, wurde ein Freundschaftsspiel organisiert, in dem ich endlich mit ihnen auf dem Platz stehen und das HBUFC-Trikot tragen durfte. Das war ein einmaliges Gefühl und für meine Zeit in Südafrika bei diesem Verein ein wunderbarer Abschluss.
Konntest du deine persönlichen Ziele erreichen?
Meine Ziele und Vorstellungen, die ich mir zuvor gesetzt habe, wurden sogar übertroffen! Niemals hätte ich mir ausmalen können, dass der Verein und die darin agierenden Menschen so einen nachwirkenden Einfluss auf mein Leben nehmen können. Ich konnte für eine Zeit lang in die Kultur eintauchen und sowohl die strukturellen Probleme, mit denen die Menschen dort tagtäglich konfrontiert sind als auch die pure Lebensfreude, die aus jedem einzelnen sprüht, kennen- und verstehen lernen. Außerdem konnte ich auf diese Weise mein soziales Umfeld, meine Umgebung in der Heimat und unser sicheres Leben aus einer ganz anderen Perspektive wertschätzen lernen.
Perspektivenwechsel – Wie hat sich dein Bild von Südafrika verändert?
Südafrika fühlte sich vor dem Beginn meines Aufenthalts immer weit weg und anders an. Trotzdem bin ich mit meiner Deutschen-Brille in den Auslandsaufenthalt hineingegangen und stellte schnell fest, dass für uns so selbstverständliche Dinge, wie laufend Wasser, Strom, hygienische sanitäre Anlagen, oder Müllmanagement nicht so selbstverständlich sind, wie ich dachte. Und obwohl viele Menschen mit Problemen zu kämpfen haben, die wir uns nicht einmal vorstellen können, überraschte mich die grundlegende Lebensfreude und Positivität der Menschen, mit denen sie jeden neuen Tag starteten. Was ich mir zudem niemals so vorstellen konnte, ist die umwerfende Natur Kapstadts. Bis zum letzten Tag übermannte mich die Schönheit der Natur, mit Bergen und dem offenen Meer direkt vor der Haustür.
Hat sich dein Blick auf Deutschland geändert, wenn ja, was siehst du jetzt anders?
Direkt am ersten Tag wurde ich von jeder Person auf der Straße freundlich begrüßt und oft in nette Gespräche verwickelt. Die Menschen in Südafrika traten mir im Vergleich zu Deutschland deutlich offener, herzlicher und hilfsbereiter entgegen. Während wir in Deutschland uns oftmals an Problemen orientieren, versuchen die Menschen in Südafrika das Positive zu sehen und sich dennoch am Leben zu erfreuen. Allerdings habe ich auch vieles in Deutschland mehr wertschätzen können. Nicht nur mein persönliches Umfeld, sondern auch der soziale Umgang und die Kommunikation miteinander, konnte ich nach meiner Erfahrung in Südafrika mehr würdigen. Außerdem wertschätze ich nun die grundlegenden Dinge, wie in einem Haus/einer Wohnung zu wohnen, das/die von außerhalb nicht zugänglich, robust und sauber ist, in einer sicheren gewaltfreien Umgebung zu wohnen, oder vielfältige Freizeitmöglichkeiten bereitgestellt zu bekommen. Ein weiterer Punkt, den ich in Deutschland schätze, ist die grundlegende Organisation und Arbeitsmoral, in der Planung, Fleiß und Pünktlichkeit großgeschrieben wird.
Hat dich deine Mitarbeit im Projekt für deinen beruflichen Werdegang inspiriert?
Diese Frage kann ich deutlich mit ja beantworten. Obwohl ich nicht direkt in der Schule tätig war, hatte ich durch die Vereinsarbeit mit vielen Schüler:innen zu tun. Insbesondere für mein Erstfach Sport konnte ich durch den Verein erkennen, dass Sport das große Potenzial hat, nicht nur unterschiedliche Menschen unabhängig ihres sozialen, ökonomischen oder ethnischen Hintergrundes zu vereinen, sondern auch zur Erziehung und Wertevermittlung von Heranwachsenden beiträgt. Für die Gestaltung von Einheiten habe ich gelernt, dass effektive sowie qualitativ anspruchsvolle Übungen in Trainingssitzungen nicht zwangsläufig ein umfangreiches Inventar an Materialien benötigt. Für meine Laufbahn als Sportlehrerin kann ich diese Erkenntnisse insofern nutzen, dass sportliche Aktivitäten sowie Übungen auch anhand weniger Materialien spannend sowie zielführend gestaltet werden können.
Für mein Zweitfach Englisch hat mich der Aufenthalt insofern bestärkt kulturelle Diversität zu thematisieren und nicht nur auf die uns ähnlichen Kulturen, in denen Englisch als Kommunikationsmittel genutzt wird einzugehen.
Gibt es etwas, was du dir anders vorgestellt hast oder dir anders gewünscht hättest?
Grundlegend hat sich alles, was ich mir gewünscht habe, genauso ereignet. Im Nachhinein hätte ich mir gewünscht, dass meine Einsatzzeiten und grundlegende Fragen wie das „wo“ und „wann“ in den ersten 2 Wochen besser kommuniziert worden wäre. Aber sobald man einen Arbeitsrhythmus entwickelt hat, waren die Aufgabenbereiche und Zeiten klar.
Wie hast du die Corona Situation in Südafrika empfunden?
Weder auf dem Flug noch während meines Aufenthalts war Corona ein Thema. An keinem Ort habe ich eine Maske tragen müssen und generell bekam ich den Eindruck, dass Corona zu meinem Zeitpunkt in Südafrika keine Rolle mehr spielte.
Meine Unterkunft
Ich habe in den ersten 10,5 Wochen im Beach House und in den letzten 1,5 Wochen aufgrund der Abwesenheit von fließend Wasser in einem Apartment an der Princess Street gewohnt. Zwei Mitarbeiter/Spieler aus dem Verein sowie Freiwillige aus verschiedenen Organisationen und Projekten haben in dem Beach House zusammengewohnt. In den letzten sechs Wochen meines Aufenthalts teilte ich mir mit zwei anderen Freiwilligen ein Zimmer. Im Beach House war man nie allein und hatte immer einen oder mehrere Ansprechpartner, mit denen man sich austauschen konnte und die einem in jeder Situation weiterhalfen. Zunächst musste man sich daran gewöhnen, dass täglich neue Leute im Beach House standen, die man zuvor noch nie gesehen hat. An diesen Umstand konnte man sich schnell gewöhnen und hat somit viele neue nette Leute kennengelernt. Die Lage des Beach Houses war zudem perfekt. Der Strand direkt vor der Haustür und eine guten Anbindung an nahegelegene Supermärkte und das Gym waren Punkte, die ich sehr schätzte. Den Fußballplatz oder das Büro haben wir mit dem Mannschaftsbus oder zu Fuß erreicht.
Tipps fürzukünftige Freiwillige und Praktikanten
Einen Tipp, den ich auf jeden Fall weitergeben kann ist, dass wenn sich ein:e Freiwillige:r oder Praktikant:in für den HBUFC entscheidet am Fußball interessiert ist oder eine gewisse Offenheit gegenüber des Sports entgegenbringt. Auch, wenn die Tätigkeiten hauptsächlich im Büro stattfinden sollten, freuen sich die Spieler:innen immer, wenn die Freiwilligen zu den Spielen kommen und sie somit unterstützen. Außerdem ist es über diesen Weg einfacher mit den Leuten in Kontakt zu treten und tragende Beziehungen aufzubauen.
Betreuung durch das live&learn: Was hat dir an der Beratung und Betreuung vor Ausreise und vor Ort gefallen? Welche weitere Unterstützung oder Informationen wären hilfreich gewesen?
Die Betreuung und Beratung habe ich als sehr gut empfunden. Insbesondere vor der Reise haben mir die Checklisten, Video-Telefonate und das Infomaterial, das bereitgestellt wurde, sehr geholfen. Zu jeder Zeit hatte ich das Gefühl, mich bei potenziellen Problemen an live&learn wenden zu können und eine:n Ansprechpartner:in zu haben, der:die mir weiterhilft. Auch das Ritual des monatlichen Treffens ins Muizenberg fand ich sehr schön, um sich sowohl mit Antje und Alex als auch den anderen Freiwilligen auszutauschen.
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