05 Juli Erfahrungsbericht: Praktikum Soziale Arbeit mit Kindern bei Kapstadt
Erfahrungsbericht von Sarah, 24, aus Hannover: Praktikum Soziale Arbeit mit Kindern in Südafrika
Sarah hat an der Internationalen Hochschule Hannover Soziale Arbeit im dualen System studiert. Nach dem Studium wollte sie etwas von der Welt sehen, sich sozial engagieren und gleichzeitig auch berufliche Erfahrungen sammeln. Von Januar bis März 2025 engagierte sie sich in einem Sozial- und Bildungsprojekt bei Kapstadt und unterstützte dort die Sozialarbeiterinnen und Ergotherapeutin bei der Förderung und Betreuung von Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten und besonderen Lernbedürfnissen. Hier teilt sie ihre Erfahrungen:
Meine Motivation
Nachdem ich mein Studium in Sozialer Arbeit abgeschlossen hatte, war für mich klar: Bevor es richtig mit dem Berufsleben losgeht, möchte ich nochmal raus – was Neues sehen, erleben und mich persönlich weiterentwickeln. Südafrika stand schon länger auf meiner Liste, genauso wie ein Freiwilligendienst. Also hab ich mir gedacht: Warum nicht beides verbinden?
Ich wollte das Land, die Kultur und die Menschen wirklich kennenlernen – nicht nur als Touristin, sondern mittendrin. Gleichzeitig war mir aber total wichtig, nicht einfach irgendwo als „die Deutsche“ aufzutauchen, die meint, sie wüsste, wie es läuft. Ich wollte zuhören, verstehen, lernen – und dann schauen, wo ich unterstützen kann. Nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern auf Augenhöhe.
Mich hat vor allem interessiert, wie das Leben in einem ganz anderen gesellschaftlichen Kontext aussieht – wie soziale Arbeit dort funktioniert, welche Herausforderungen es gibt, und wie man damit umgeht. Gerade im Umgang mit Kindern oder im Bildungssystem merkt man schnell, dass vieles anders ist als bei uns. Und genau das wollte ich erleben: andere Perspektiven sehen, reflektieren, und auch selbst wachsen.
Meine Einsatzstelle und Aufgaben
Ich war als Sozialarbeiterin an einer Schule eingesetzt und habe dort sowohl die Schulsozialarbeiterin als auch die Therapeutin begleitet. Ein Highlight war auf jeden Fall die Neugestaltung des Sozialarbeitsraums: Zusammen mit einer anderen Freiwilligen haben wir einen kleinen Spendenaufruf gestartet, weil das Geld vor Ort einfach nicht ausgereicht hätte. Mit etwas Farbe, ein paar Möbeln und liebevollen Details ist daraus ein richtig schöner, einladender Raum für die Schüler*innen geworden.
Außerdem habe ich im Unterricht unterstützt, Vorschulkinder betreut, bei Beratungsgesprächen mitgearbeitet und Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten begleitet – unter anderem auch in einer Anti-Aggressionsgruppe, die wir gemeinsam mit der Schulsozialarbeiterin auf die Beine gestellt haben. Zwischendurch lief noch ein Umweltprojekt mit selbst gebastelten Rechenhilfen, und bei Schulveranstaltungen war natürlich auch immer was zu tun. Langweilig wurde es jedenfalls nie!
Meine schönsten Erlebnisse
Mein außergewöhnlichstes Erlebnis waren definitiv die Safaris – diese Nähe zur Natur und den Tieren war einfach einmalig. Auch der Abend im Gold Restaurant war ein echtes Highlight, das ich jedem empfehlen würde. Mein schönstes Erlebnis war aber nicht nur ein Moment, sondern vor allem die Arbeit im Projekt. Besonders berührt hat mich die Freude in den Gesichtern, als Amelie und ich den Raum für die Schulsozialarbeiterin fertig gestaltet haben. Solche Momente bleiben.
Perspektivenwechsel
Da meine Reise sehr spontan war, bin ich ohne große Erwartungen nach Südafrika geflogen – mit viel Vorfreude auf das Projekt und die Chance, persönlich und beruflich zu wachsen. Kapstadt hat mich mit seiner Schönheit, aber vor allem mit den offenen, herzlichen Menschen beeindruckt. Gleichzeitig habe ich gespürt, dass die Auswirkungen der Apartheid noch immer präsent sind. Besonders eindrücklich waren für mich der Besuch auf Robben Island und im District Six Museum.
Mein Blick auf Deutschland hat sich dadurch ebenfalls verändert: Ich sehe viele Dinge, die ich früher als selbstverständlich empfand, heute mit mehr Dankbarkeit. Wenn man erlebt, unter welchen Bedingungen viele Menschen in informellen Siedlungen leben, wird einem bewusst, wie privilegiert wir in Deutschland aufgewachsen sind.
Meine Unterkunft
Ich habe mir mein Zuhause in Südafrika mit zehn anderen Leuten geteilt – ein bunter Mix aus live&learn-Teilnehmer*innen und anderen, die über die Vermieterin direkt ins Projekt gekommen sind. Klar, bei elf Menschen unter einem Dach läuft nicht immer alles perfekt, aber ich würde mich jederzeit wieder dafür entscheiden. Von Anfang an war ich nicht allein, hatte direkt Anschluss und bin sogar gleichzeitig mit einer anderen Teilnehmerin in Südafrika gelandet. Das war super – so sind direkt Freundschaften entstanden, die ich nicht mehr missen möchte.
Unser Haus lag direkt am Strand (ja, wirklich!) mit einem Wahnsinnsblick aufs Meer. Es gab insgesamt vier Zimmer: zwei Doppelzimmer, ein Dreibettzimmer und ein Vierbettzimmer – also genug Platz, um sich mal zurückzuziehen, aber auch, um ständig Leute um sich zu haben. Für mich war es genau die richtige Mischung.
Tipps für zukünftige Freiwillige
Sei offen für alles, was kommt – und vor allem für die Menschen. Begegne den Locals mit Herzlichkeit und Respekt, nimm dir Zeit für echte, tiefere Gespräche, besonders mit den Menschen im Projekt. Daraus entstehen oft die wertvollsten Erfahrungen
Die Betreuung von live&learn
Ich habe sehr lange nach einer geeigneten Organisation gesucht, die mich während meines Aufenthalts in Südafrika begleitet – und als ich die Suche schon fast aufgegeben hatte, stieß ich auf die Website von live&learn. Nach dem ersten Durchsehen der Projektangebote kam es zu einem ausführlichen Telefongespräch mit Antje. Von Anfang an habe ich mich dabei sehr wohl und gut aufgehoben gefühlt. Sie hat sich all meine Fragen angehört und mir hilfreiche Tipps gegeben – sei es zur Auswahl des Projekts oder zum Thema Sicherheit vor Ort.
Das Gespräch dauerte zu meiner Überraschung eineinhalb Stunden – ein deutliches Zeichen dafür, dass sich live&learn wirklich Zeit für die Teilnehmenden nimmt und man nicht einfach „eine*r von vielen“ ist, wie es bei größeren Organisationen häufig der Fall ist.
Auch die Betreuung vor Ort war hervorragend. Besonders die monatlichen Treffen waren eine tolle Gelegenheit, sich mit anderen Teilnehmer*innen auszutauschen und sowohl mit Antje als auch mit Alex über das Projekt zu sprechen – ganz gleich ob es um positive Erfahrungen oder Herausforderungen ging. Man konnte jederzeit eine offene Meinung äußern oder sich einfach Rat holen.
Ein Highlight war außerdem die Stadttour durch Kapstadt mit Alex. Dabei habe ich viel Hintergrundwissen über die Stadt und ihre Geschichte erhalten – insbesondere zu gesellschaftlichen Themen wie informellen Siedlungen oder den Auswirkungen der Apartheid. Diese Einblicke hätten mir beim alleinigen Erkunden der Stadt vermutlich gefehlt.
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