Erfahrungsbericht von Sarina und Kristina aus Vorarlberg, Österreich: Kindergarten Praktikum in Südafrika

Sarina und Kristina studieren Lehramt für die Primarstufe mit Schwerpunkt Inklusion an der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg. Im Rahmen ihres Studiums sind mehrere Praktika vorgesehen. Da sie schon mehrere Praktika in Österreich absolviert haben, wollten sie ihr letztes Praktikum nutzen, um ein ganz anderes Bildungssystem kennenzulernen. Von Februar bis März 2023 absolvierten sie ihr Praktikum in einem Kindergarten unseres Township Kindergarten Projektes bei Kapstadt. Hier teilen sie ihre Erfahrungen:

Unsere Motivation

Für unser verpflichtendes Praktikum für das Studium „Lehramt Primarstufe – Schwerpunkt Inklusion“ zwischen Februar 2023 und März 2023 haben wir uns entschieden dieses in Südafrika zu absolvieren. Da wir schon viele Volksschulen in Österreich kennengelernt haben, war eines unserer Ziele Schulen und Kindergärten in einem anderen Land zu erleben und viele lehrreiche Erfahrungen für unsere Zukunft als Lehrpersonen zu sammeln, sowie andere Blickwinkel kennenzulernen. Es war uns wichtig, ein Gefühl dafür zu bekommen, wie Kinder in Südafrika aufwachsen und welche Bildungschancen im Vergleich zu Österreich sie haben. Vor allem die südafrikanische Kultur und das Land, sowie die Menschen dort haben uns ebenfalls sehr interessiert.

Unsere Aufgaben

Wir wurden in einem Kindergarten in einem Township eingesetzt, in dem auch Vorschulkinder unterrichtet werden. Wir wurden mit offenen Armen empfangen und uns wurde gleich die Möglichkeit gegeben, uns bestmöglich in den Kindergartenalltag einzuleben. Der direkte Austausch mit den Lehrpersonen und den Kindern zu ihrer Lebensweise außerhalb des Kindergartens war für uns sehr aufschlussreich und eine Hilfe uns besser in sie hineinversetzen zu können. Neben eigenen geplanten und durchgeführten Unterrichtseinheiten konnten wir bei verschiedensten Aufgaben im Unterricht aktiv mithelfen. Vor allem bei Kindern, die oft eine individuelle Hilfestellung benötigen, wurde unsere Hilfestellung dankbar angenommen. Bei motorischen Übungen wie Schneiden, Kleben, Malen und Schreiben konnten wir eine starke Verbesserung wahrnehmen, wenn die Kinder wussten, dass sie auf individuelle Unterstützung zurückgreifen konnten. Neben schulischen Angelegenheiten haben wir die Kinder auch bei alltäglichen Aufgaben unterstützt. Vor allem die jüngeren Kinder (2-3 Jahre) haben wir bei ihrem Toilettengang begleitet, ihnen bei der Einnahme der täglichen Mahlzeiten geholfen und kleine Aufgaben wie das An- und Ausziehen ihrer Schuhe und Kleidung gemeinsam mit ihnen gemeistert.

Uns war dabei wichtig, den Kindern nur eine Hilfestellung zu geben und nicht die Aufgabe für sie zu erledigen, da hier der eigene Lernprozess ihrer Entwicklung im Vordergrund stand. Durch das Eingreifen und Lösen verschiedenster Konflikt- und Streitsituationen können wir einiges für unsere berufliche Zukunft mitnehmen. Unser persönliches Ziel, den Kindergarten bestmöglich zu unterstützen und einen Einblick in die sozialen und kulturellen Hintergründe der Kinder und Lehrpersonen zu bekommen, wurde somit erfüllt.

Unsere Highlights und Herausforderungen

Das schönste Erlebnis dabei war für uns die tägliche Begrüßung der Kinder. Sie haben sich jeden Tag sehr gefreut, wenn wir ihren Kindergarten betreten haben. Diese Freude und ehrliche Dankbarkeit, die uns jeden Tag entgegengebracht wurde, steigerte auch unsere Motivation. Zu sehen, wie glücklich und zufrieden die Kinder mit wenigen Gegenständen und Materialien sind, war für uns eine der lehrreichsten Erfahrungen, die wir sammeln durften. Diese Zufriedenheit sollten wir in Österreich, einem sehr materiell geprägten Land, als vorbildlich ansehen. Im direkten Vergleich mit österreichischen Schulen, sind wir jetzt noch dankbarer für die vielen verschiedenen Unterrichtsmaterialien, die uns zur Verfügung stehen. Es ist schade, dass der Kindergarten im Township nur einen begrenzten Zugriff darauf hat, verglichen zu österreichischen Schulen und Kindergärten. Auch sind wir dankbar für die kostenlose Bildung in unserem Land. Leider mussten wir erfahren, dass dies nicht selbstverständlich ist. Viele Eltern und Familien hier haben sowieso schon mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Hier muss sich unserer Meinung nach noch vieles in Südafrika ändern, damit jedes Kind, egal in welchem sozialen Umfeld es aufwächst, Bildung in gleichem Maße erhält.

Neue Impulse für unsere berufliche Zukunft

Durch das Praktikum im Kindergarten haben wir unsere Berufswahl nochmals in Frage gestellt. Eigentlich sollten wir Grundschullehrerinnen nach unserem Abschluss werden, doch durch die Zeit besonders mit den 2-3 jährigen Kinder können wir uns auch sehr gut vorstellen, später in einem Kindergarten zu arbeiten.

Die Corona Situation in Südafrika

Die Corona Pandemie haben wir selber in Südafrika so gut wie gar nicht bemerkt. Allerdings hat man uns erzählt, dass es seit Corona viel mehr obdachlose Menschen in Kapstadt gibt. Dies wurde durch die vielen Zelte mitten in der Stadt sichtbar.

Unsere Unterkunft

Gewohnt haben wir zusammen mit 10 Mitbewohnerinnen in einem Apartment. Alle im Apartment waren deutschsprachig, was das zusammenleben sehr vereinfacht hat. Wir beide hatten ein Zimmer zu zweit und hatten somit etwas mehr Privatsphäre, als andere im 4er Zimmer. Das Highlight war der Balkon mit Meerblick. … Toll war an der Wohnung, dass man nie alleine war und es somit nie langweilig war. Es war immer etwas los.

Fazit

Alles in allem waren diese 4 Wochen in Südafrika eine wundervolle Erfahrung, welche wir sofort wieder machen würden und jedem ans Herz legen möchten. Der wichtigste Tipp ist, offen an die Sache ranzugehen. Auch muss man sich bewusst machen, dass man durch die Arbeit in den Township-Einrichtungen die Welt bzw. die dortige Situation nicht heldenartig verändern wird. Es geht vielmehr um das Erweitern des Horizontes, den Austausch und was man davon mitnimmt.